Is' was, Doc - Reloaded

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mia-w Avatar

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Nach 288 atemlosen Seiten dieser rasanten Verwechslungskomödie mag sich mancher erschöpfte Leser fragen: Worum ging es denn hier gerade eigentlich?
Nun: Auf den ersten Blick natürlich - wie es sich für eine Verwechslungskomödie gehört - um eine Verwechslung: Zwei sich ganz und gar unähnliche britische Gentlemen werden auf dem Flughafen einer kleinen griechischen Insel Opfer einer Verwechslung. Im Folgenden begegnen dem Leser die wohlbekannten, aber reizvoll neu gemischten Zutaten einer solchen Komödie: Drei zum Verwechseln ähnliche Koffer, zwei zum Verwechseln ähnliche griechische Taxifahrer, ein Haufen neurotischer Wissenschaftler, ein Schwung mental instabliler junger Damen, eine rasende Putzfrau, zwei esoterisch verklärte Deutsche, ein verzagter 'writer in residence', resolute Einheimische, ein zum Abendkleid umfunktioniertes Moskitonetz - und mittendrin zwei Herren, die nicht wissen, wohin und woher. Zwischendurch werden Komplotte geschmiedet, die Weltherrschaft geplant, zechprellende Fahrgäste verfolgt, Antiken geschmuggelt, Geld gewaschen und eine Kulturstiftung um ein Haar in Schutt und Asche gelegt - und das in bester 'Is' was, Doc'-Manier auf schlappen 288 Seiten.
Kein Wunder, dass der eine oder andere erschöpfte Leser am Ende noch einmal verschnaufen und in Ruhe rekapitulieren muss. Was sich lohnt - denn auf den zweiten Blick offenbaren sich noch mehr Geheimnisse und noch tiefere Abgründe tun sich auf:
Michael Frayn, eigentlich als Autor eher seriöser und dramatischer Werker bekannt, zieht mit großer Freude und typisch britischer 'stiff upper lip' den Wissenschaftsbetrieb, die intellektuelle Elite, Besitzer von neuem und alten Vermögen und letzlich auch sämtliche anwesenden Männer und Frauen als Vertreter der menschlichen Spezies durch den Kakao. Ziemlich britisch, stellenweise ziemlich bösartig - aber immer unterhaltsam.