Zum Lachen - Eine typische Verwechslungskomödie

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Eine der turbulentesten Verwechslungskomödien der Theaterbühnen stammt aus der Feder von Michael Frayn. "Der nackte Wahnsinn" lebt von Irrungen und Wirrungen unterschiedlichster Figuren, die sich am Ende als etwas oder jemand ganz anderes herausstellen. Wer die Möglichkeit hat, dieses Stück einmal auf der Bühne zu erleben, sollte nicht zögern. Lachen ist gesund und die geballte Ladung schwärzesten britischen Humors amüsiert aufs köstlichste.

Der Roman "Willkommen auf Skios" ist in eben dieser Art angelegt. Die "dezent britische" Nikki erwartet Dr. Norman Wilfred zum alljährlichen "Höhepunkt des griechischen Kulturlebens" auf der Insel Skios. Die Assistentin von Mrs. Fred Toppler, der ultrareichen Witwe und Gönnerin der gleichnamigen Stiftung, hat den berühmten britischen Wissenschaftler zu einem Vortrag über "Szientometrie" eingeladen um den Gästen der Stiftung eine "intellektuelle Erfrischung" der besonderen Art zu bieten, die diese "vor, während und nach ihren Drinks" genießen können.

Nikki, die sich in Gedanken schon damit abgefunden hat, auch in diesem Jahr einen überaus langweiligen Redner mit noch trostloseren Aussehen zu erwarten, ist fasziniert, als Dr. Norman Wilfred sich auf dem Flughafen als ihr Wunschkandidat entpuppt, ein unwiderstehlicher junger Mann. Oliver Fox, der Auserwählte, ist aber nicht Dr. Norman Wilfred ist, sondern ein Schürzenjäger, der diversen Freundinnen zu entkommen sucht, indem er sich kurzerhand eines falschen Namens bedient. Und so nimmt das fröhliche Chaos seinen Lauf.

Michael Frayn bietet die typischen Zutaten einer spritzigen Verwechslungskomödie. Möglichst viele Figuren, die einander aus den verschiedensten Gründen missverstehen, täuschen, verwechseln oder sonst wie für Verwirrung sorgen. Wo der Autor auf der Bühne mit möglichst Türen arbeitet um die Unordnung zu steigern, verwendet er hier zwei verschiedene Schauplätze, die zur Chaossteigerung dienen, weil einige der Figuren nicht wirklich sicher sind, wo sie sich eigentlich befinden. Georgie beispielsweise, die geographisch leicht überforderte Freundin von Oliver Fox, die sich vermeintlich in der Schweiz wähnt, sowie Dr. Norman Wilfred, der in der Villa (die er für die Stiftung hält) über Georgie und ihr Sexappeal stolpert.

Der Beginn des Buches ist schwungvoll, temporeich und so witzig, dass einem beim Lesen vor Lachen die Luft wegbleibt. Ich empfehle besonders die Stelle: „You Fox Oliver? Dr. Wilfred bemühte sich angestrengt, dahinterzukommen, was er meinte: Euphoksoliva“. Der „Running Gag“ mit „Phoksoliva“ sorgt noch einige Male für gute Stimmung, denn die beiden griechischen Taxifahrer Stavros und Spiros fahren jeden dorthin, wohin er oder sie eigentlich noch nie wollte: „Kein Problem“. Auch das mediterrane Lebensgefühl scheint den Seiten zu entströmen. Bessere Werbung für einen Urlaub auf einer griechischen Insel kann man nicht machen.

Leider hält Frayn das rasante Tempo nicht durch. Der Schluss bzw. die Auflösung des Chaos lässt sehr zu wünschen übrig. Am Ende ist es kein Finale mit Knalleffekt sondern eher ein lahmer und uninspirierter Schluss. Schade, der Beginn war so vielversprechend. Dennoch eine kurzweilige und amüsante Lektüre, die von mir (trotz der Schwächen am Ende) mit vier Sternen bewertet wird: Einfach weil ich so oft herzhaft gelacht habe.