Anders sein ist reizend schön

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ronjana Avatar

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Schon das Cover von "Willkommen bei den Grauses" wirkt einladend schräg. Die Detailliebe setzt sich in den humorvollen Illustrationen im Buchinneren fort. Besonders liebevoll empfinde ich die Widmung.

In kurzweiligen Kapiteln wird mit Wortwitz aus der Sicht des Mädchens Ottilie geschildert, wie sie den nächtlichen Einzug und das seltsame Gebaren ihrer sonderbaren Nachbarn verfolgt. Mit selbst ausgedachten Kinderspielen beginnt die gegenseitige Annäherung. Dabei schmunzelt man nicht nur über Ottilies sprachliche Besonderheit, sondern auch über die Andersartigkeit der neuen Nachbarsfamilie. Jedes Familienmitglied ist einzigartig und absolut authentisch. Es fällt sehr leicht, sich in sie hineinzuversetzen und die im Außen und Innen stattfindenden Gefühle nachzuempfinden.
In flüssiger Sprache vermittelt Sabine Bohlmann, dass Schönheit und gute Taten subjektive Ansichtssache sind und Mitgefühl als Superkraft erst entdeckt werden möchte. Das Buch wirft Fragen auf, was normal sein, Menschlichkeit und individuelles Verhalten in unserer Gesellschaft für jeden Einzelnen bedeutet. Was heißt es, zu seinen Werten zu stehen, auch wenn andere die Nase darüber rümpfen? Statt einem erhobenen Zeigefinger wird humorvoll gewunken.

Meine Familie hat das Buch mit großer Begeisterung gelesen. Jeder von uns fühlte sich in seiner eigenen Farbe angesprochen und kennt doch die feinen Nuancen des Alltagsgraus. Wir können viel voneinander lernen, wenn wir zu uns zu stehen und den anderen so annehmen, wie er ist.

Gerne empfehle ich das Buch weiter, weil es Andersartigkeit nicht als Schwäche, sondern als bereichernde Stärke betrachtet. Gerade in der Altersklasse ab 9 Jahren, wo die Findung der eigenen Identität innerhalb der Gruppenzugehörigkeit beginnt, ist es ein empathischer Begleiter und darüber hinaus sehr unterhaltsam geschrieben. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.