Anders als erwartet

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jaylinn Avatar

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Allgemeines:

Willkommen in Night Vale ist im März 2016 bei Klett – Cotta erschienen. Joseph Fink und Jeffrey Carnor haben zusammen einen gebunden Roman von 378 Seiten verfasst. Dieser Roman basiert auf einem Fantasy-Podcast, das Buch basiert also auf einem eher ungewöhnlichen Fundament. Auf dem Cover ist die Silhouette der Stadt Night Vale zu sehen. Im Zentrum befindet sich ein Auge. Da alles in lilafarbenen Tönen gehalten ist, zieht dieses Cover auf jeden Fall die Aufmerksamkeit der Leser auf sich.

Inhalt:

„Night Vale, ein Städtchen in der Wüste. Irgendwo in der Weite des amerikanischen Südwestens. Geister, Engel, Aliens oder ein Haus, das nachdenkt, gehören hier zum Alltag. Night Vale ist völlig anders als alle anderen Städte, die Sie kennen – und doch seltsam vertraut.

Jackie Fierro betreibt schon lange das örtliche Pfandhaus in Night Vale. Eines Tages verpfändet ein Fremder einen Zettel, auf dem in Bleistift die zwei Worte »King City« geschrieben stehen. Jackie hat sofort ein merkwürdiges Gefühl. Kaum ist er in Richtung Wüste verschwunden, erinnert sich niemand an ihn – aber Jackie kann das Papier nicht mehr aus der Hand legen. Zusammen mit der alleinerziehenden Mutter eines jugendlichen Gestaltwandlers geht Jackie daran, das Rätsel von »King City« zu lösen. Ihr Weg führt die beiden in die Bibliothek von Night Vale, die allerdings noch kaum jemand wieder lebend verlassen hat …“ (Quelle: Klett – Cotta)

Meine Meinung:

Von Anfang an war mir klar, dass ich dieses Buch lesen möchte. Es hat schlicht und ergreifend meine Aufmerksamkeit geweckt. Und als Fantasygott Patrick Rothfuss sich begeistert zeigte, konnte ich es gar nicht nicht lesen.

„Möglicherweise das beste Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.“

Patrick Rothfuss

Ich vermute, dass ich leider nicht die Einzige bin, die mit der Lektüre von Willkommen in Night Vale große Schwierigkeiten hatte. Um zu verdeutlichen, welcher Art meine Schwierigkeiten waren, hier ein Zitat:

„Derlei Gedanken können auch unter der Dusche geteilt werden. Schlechtgelaunte Gedanken. Wütende Gedanken. Gedanken, die ungedacht bleiben sollten, bevor man mit der Öffentlichkeit interagiert. Gedanken wie [tiefes gutturales Grollen] oder [Knöchelknacken, geballte Faust, zusammengebissene Zähne, Augen, die nichts mehr sehen, Wasser, das über ein starres Gesicht rinnt].“

Willkommen in Night Vale, S. 17

Das Autorenduo schreibt auf eine Art und Weise, die mir völlig fremd ist. Hätte ich nicht versprochen, das Buch zu rezensieren, hätte ich es vermutlich nicht weiter gelesen. Auch nicht nach den obligatorischen 100 Seiten, die ich jedem Buch zugestehe – egal wie sehr es mich nervt. Teilweise ist der Schreibstil in diesem Roman so skurril, dass man vor lauter Verwirrung gar nicht mehr weiß, worum es eigentlich geht. In einem Satz wird von einem Haus erzählt, in den nächsten 20 Sätzen völlig zusammenhangslos von etwas völlig anderem, dann wieder ein Sprung zurück zum Haus. Da verliert man als Leser zwangsläufig den Faden, egal wie aufmerksam man liest. Meine Annahme, dass sich im Laufe der Handlung etwas in eine positive Richtung ändert, wurde leider nicht bestätigt. Man lernt vieles über die Stadt Night Vale, aber vor allem, dass in Night Vale fast schon kafkaeske Gesetzmäßigkeiten herrschen. Ich weiß nicht, wie man sich so etwas total Abgedrehtes ausdenken kann. Bibliotheken sind zum Beispiel Orte, an die man nicht geht, weil die Bibliothekare jeden Besucher umbringen wollen. Man arbeitet, obwohl man eigentlich nicht weiß, warum. Engel sind illegal und heißen alle Erika. Diese Aufzählung könnte ich noch lange fortführen. Leider fehlt es Willkommen in Night Vale zusätzlich an einer wirklichen Story.

Fazit:

Willkommen in Night Vale ist zu skurril, seltsam, abgedreht und hat mir leider keinen Spaß gebracht. Schade, ich habe ein besonderes Buch erwartet.