Genauso normal wie rosa Plastikflamingos mit sechs Beinen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
prinzessinbutterblume Avatar

Von

In der kleinen Wüstenstadt Night Vale ist nichts so wie es auf den ersten Blick scheint. Die Stadt und die Bewohner folgen ihren ganz eigenen, völlig verrückten Gesetzen. Eines Tages gelangt die Betreiberin des Pfandhauses Jackie in den Besitz eines Papieres, auf dem das Wort KING CITY steht. Das Papier scheint an ihrer Hand festzukleben und mischt ihr so routiniertes Leben auf. In dem verzweifelten Versuch das Blatt loszuwerden, macht Jackie sich auf, Antworten zu suchen, auf welche Fragen, weiß sie selbst nicht so genau. Dabei trifft sie auf Diane, eine alleinerziehende Mutter mit ihren eigenen Problemen, die irgendwie mit Jackie zusammenhängen. Gemeinsam machen sich die beiden auf, das Geheimnis um KING CITY zu lösen.

Ich kannte den Podcast auf dem die Geschichte beruht bereits, bevor ich das Buch gelesen habe und wusste daher, worauf ich mich einlasse – und auch, was dieses Buch vermutlich ausmachen würde. Es ist nicht die Handlung an sich, die ist aus meiner Sicht eher zweitrangig, sondern die Schreibweise. Das Autorenduo hat seinen ganz eigenen Stil, der den Podcast so besonders macht und den sie glücklicherweise das gesamte Buch über aufrecht erhalten haben. Es ist nicht so, dass die Sätze besonders lang, schön oder komplex wären. Nein, sie sind eher kurz und voller Widersprüche. Auf den ersten Blick scheint nichts einen Sinn zu ergeben, aber wenn man sich auf diese Art des Schreibens einlässt, passt es irgendwie doch und man gerät in den Bann des Abstrusen. Ich weiß nicht warum, aber es macht süchtig!

Die Handlung an sich ist absurd, umso erstaunlicher ist es, dass sie funktioniert und die Autoren nicht die Fäden verloren haben – Respekt! Am Ende wurde es für mich leider etwas zu abwegig und etwas weniger rosa Plastikflamingos hätten der Geschichte nicht geschadet.

Jackie und Diane sind sehr unterschiedliche Charaktere und es ist erstaunlich, dass sie trotz all der Widersprüche und Kuriositäten, die sie ausmachen, derart lebendig und individuell wirken. Beide waren mir sehr sympathisch und ich habe sie gerne auf ihrer Reise begleitet. Von den Nebenpersonen, ist es vor allem Josh, Dianes Sohn, der einem im Gedächtnis bleibt, durch seine ganz besondere, normale eigene Art ;) Das restliche Personal blieb für mich aber leider etwas zu blass, da hätte man noch mehr rausholen können.

Insgesamt ist „Willkommen in Night Vale“ eine erfrischend andere Geschichte mit einem außergewöhnlichen und fesselnden Schreibstil. Wer bereit ist, sich auf eine verrückte Welt einzulassen, der wird an dem Buch seine wahre Freude haben.