Auch Caroline Wahls zweites Werk ist äußerst gelungen!

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Von der ersten Seite an ist man drin in dieser Geschichte, vor allem weil Caroline Wahl auch in ihrem zweiten Buch konsequent aus der Perspektive ihrer Protagonistin erzählt: Man sitzt mit ihr im Zug und beobachtet eine dieser Mütter, die ihre Erziehung wie eine lautstarke Performance zelebrieren. Oder lümmelt - auf der Suche nach der einen schönen Erinnerung - mit Ida und ihrer Mutter auf dem Sofa und schaut Frühstücksfernsehen, wo die beiden die Promis benoten. Aus Alltagsszenen werden schmale Sätze voller Wucht, Schmerz und Witz. Und immer umkreisen sie die Leerstelle in Idas Leben. Als sie nach einem Zusammenbruch von Marianne, Knuts Frau, aufgenommen wird, findet sie sich wieder in einer duftenden Küche.

Jede Nacht, mehrmals, findet Ida ihre tote Mutter. In dem rot karierten Flanellpyjama, blass, mit leicht offenem Mund. Wie an dem Tag, als sie glücklich aus Prag kam. Idas Schuldgefühle lassen sie seitdem nicht schlafen, zur Beerdigung der Mutter schafft sie es nicht. Aus Idas überstürzter Flucht nach Rügen wird ein Herantasten ans Leben. Marianne stellt wenig Fragen, aber immer die richtigen. Und Idas Tage werden nach und nach strukturiert von Wald-Walking und Papageienkaffeetassen, Aufbackbrötchen und sehr viel Kuchen.

Nach und nach erweitert sich das Personentableau: Ida lernt Leif kennen, Rüganer und weltweit erfolgreicher Techno-DJ - aber auch er ist vom Leben lädiert. Und die Liebe zwischen den beiden ist keine Sommerromanze, sondern ein wuchtiger Klumpen im Magen, in dem es manchmal flirrt und flattert. Caroline Wahls Roman ist wie eine Netflix-Serie - eine der guten. Mit Sogwirkung und unmittelbaren Dialogen, aufgeschrieben wie in einem Drama.
Der Roman knallt, leuchtet und ein bisschen Glitzer schimmert da auch in der unruhigen See.