Der innere Sturm

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Ein Wiedersehen mit Ida- endlich. Doch schonmal vorab, „22 Bahnen“ vorher zu lesen ist hier kein absolutes Muss um das Buch zu lieben und zu verstehen. Es ist aber ein Muss, weil es genauso grandios, emotional und tröstlich ist, wie dieses hier.

Ida ist nach dem Tod der Mutter verloren, sie weiß nicht mehr wo sie hingehört und treibt umhher, ohne ein wirkliches Zugehörigkeitsgefühl zu ihrem Leben zu fühlen. Nicht mal zu ihrer geliebten Schwester, denn da ist auch Wut, Schuld und die Trauer, die sie nicht teilen kann. Also fährt sie ungeplant nach Rügen und wird von Marianne und Knut aufgenommen und fängt an, die Einzelteile ihres zerbrochenen Lebens wieder zusammenzusetzen. Doch dann trift sie auf Leif und erneut gerät alles ins Wanken.

Das Buch erzählt auf einfühlsame und doch eindringliche Weise von den ambivalenten Gefühlen, nach dem Tod eines Menschen, der nicht nur gutes tat, den man aber trotzdessen über alles liebt. Die Schuld, die der Verlust manchmal mit sich bringt und den langen Prozess der Heilung, den es benötigt um sich gegen den Sturm des Lebens zu stellen. Und trotz der Trauer, den schweren Themen, die auf den Schultern aller Charaktere lasten, ist es wie eine Heilung, auch wegen der bezaubernden Marianne, die einfach nur eine der schönsten Seelen hat, die man sich für Ida wünschen konnte. Man möchte mit am Frühstückstisch sitzen, „Elfer raus" spielen, sich von der Natur der Insel Rügen berauschen lassen, während man neben Marianne spaziert und sich von ihrer warmherzigen Art umhüllen lassen.

Caroline Wahl schafft es erneut, mich in Geschichte zu ziehen, hinein in alle Emotionen die Ida fühlt, in die Wut, in ihre Trauer, in den Sturm der in ihr tobt und in die kalten Fluten der Ostsee, in denen sie versucht ihren Schmerz herausfließen zu lassen. Ein würdiger Nachfolger, durch den ich geflogen bin, wie Ida durch die hohen Wellen der See.