Gelungene Fortsetzung

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lesemanege Avatar

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Da ist das Ding! Sehnsüchtig erwartet habe ich den zweiten Roman von Caroline Wahl. Angst hatte ich ein bisschen. Was, wenn sie mit 22 Bahnen eine Eintagsfliege war?

Tja, isse aber nich :)

Ida, mittlerweile erwachsen, hält es dort einfach nicht mehr aus, in diesem Zuhause, das keins mehr ist. Sie muss weg. Tilda sagt, komm nach Hamburg, zu ihr und den Kids, aber bei Ida weiß man immer nicht so genau. Und so kommt es, wie es kommen musste: Ida, zerrissen vor lauter Schmerz und Sehnsucht, sucht sich random ein Ziel aus und landet so auf Rügen. Ostsee und Wind lassen sie erstmal verweilen. Bei Knut und Marianne findet sie ein Bett, in der Robbe eine Arbeit und Leif. Auch das noch.

Windstärke 17 ist so gut, weil es so intim ist. Die Autorin schafft hier erneut einen Mikrokosmos, der grade durch seine Leerstellen Raum für Emotionen lässt. Idas Schmerz, ihre Wut auf die Welt und die Kraft, die sie für jeden Tag aufwenden muss, wurden mir direkt intravenös ins Herz gespült. So erreicht Wahl, dass man bei der Lektüre sowohl lachen als auch weinen muss und manchmal nicht genau weiß, was von beidem oder ob doch beides gleichzeitig.

Durch den großen Zeitsprung vom ersten zum zweiten Roman und den Wechsel des Fokus von Tilda auf Ida können 22 Bahnen und Windstärke 17 unabhängig voneinander gelesen werden.

Ich fand Windstärke 17 noch besser als 22 Bahnen. Das Zweitwerk geht tiefer, was sicher auch mit der Emotionalität Idas zu tun hat, die im Gegensatz zu Tilda so gar nicht rational und überlegt ist. Mich freut auch, dass nicht alle Charaktere auserzählt sind. Somit darf man wohl auf eine Fortsetzung hoffen. Ich für meinen Teil werde gern mit Tilda und Ida alt und lese auch noch Teil 345, der dann vielleicht Boje 12 oder so heißt.