Lernen zu vertrauen

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sophia95 Avatar

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Nachdem in Caroline Wahls Debütroman "22 Bahnen" eine Überdosis von Ida und Tildas Mutter den Höhepunkt bildete, beginnt "Windstärke 17" zwei Monate nach deren Tod. Ida flüchtet aus der Kleinstadt nach Norddeutschland, setzt sich in einen Zug und will so weit wie möglich weg. Sie landet in Rügen, fängt dort an, in einer Bar, der "Robbe", zu arbeiten, lernt deren Besitzer Knut kennen und wenig später dessen Frau Marianne. Beide avancieren schnell zu so etwas wie Ersatzeltern für Ida, die immer noch mit dem Tod ihrer Mutter und Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Das spiegelt sich vor allem in ihrem – wie Ida es beschreibt – "suizidalen" Verhalten, wie etwa selbst beim größten Sturm in den Wellen der Ostsee zu schwimmen. Genau dieses Verhalten eskaliert in dem Moment, als alles, was sie auf Rügen gefunden zu haben scheint – Geborgenheit und Stabilität – auseinanderzubrechen droht. Genau wie "22 Bahnen" ist Carolines zweiter Roman nah an der Hauptfigur. Ida erzählt aus der Ich-Perspektive, es scheint, als könne man direkt in ihren Kopf schauen. So erlebt man ihre Entwicklung hautnah mit: Von einer jungen verschlossenen Frau, die mit Panikattacken kämpft und der es schwerfällt, zu vertrauen, hin zu jemandem, der lernt, Liebe und Hilfe zuzulassen. Mal wieder ein Highlight!