Lesenswert

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bettyliteratur Avatar

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Im zweiten Roman von Caroline Wahl erzählt dieses Mal Ida ihre Geschichte.
Nach dem Tod der Mutter verlässt sie die gemeinsame Wohnung, kämpft mit den Erinnerungen an ihre Kindheit, der Zeit mit ihrer Schwester, zu der sie den intensiven Kontakt verloren hat.
Ida hat furchtbare „Wutklumpen“ im Bauch, sie denkt über geplatzte Träume nach: „Aber sowieso scheint mein ganzes Leben eine Art Übergangslösung zu sein?“
Die Hilfsangebote der Schwester Tilda und deren Freund Viktor kann und will sie nicht annehmen
Ida flüchtet planlos und landet auf der Insel Rügen, die Erinnerungen verfolgen sie weiter und sie macht sich Vorwürfe, dass sie sich zu wenig um ihre alkoholabhängige Mutter gekümmert hat.
Bei Knut und Marianne, die sie auf der Insel kennenlernt, findet sie eine „Ersatzfamilie“, kommt zur Ruhe und beginnt, nachdem sie ihre inneren Kämpfe und Ängste überwunden hat, wieder an zu schreiben.
Auch Leif begegnet ihr auf der Insel, beide haben eine schwierige Vergangenheit, und trotzdem finden sie Vertrauen zueinander.
Ich mag die schönen und authentischen Alltagssituationen auf Rügen sowie die wortkargen Dialoge, die doch alles sagen. Ich mag die vorsichtige Annäherung zwischen Ida und Leif und ich mag auch Ida in ihrer selbstzerstörerischen Art, immer auf der Suche nach dem Limit und der Suche nach sich selbst.
Aber sie findet auch Ruhe und (Vergebung), indem sie sich um die kranke Marianne sorgt und kümmert.
Sprachlich finde ich den ersten Roman gelungener, experimenteller.
Aber der nicht neue „stream-of consciousness“-Erzählstil passt natürlich zu Ida.
Lesenswert. Mal wieder an einem Tag.