Am Ende bleibt zu vieles unerzählt

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karschtl Avatar

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Es ist die perfekte Lektüre für den Herbst, wenn die Äpfel das Sommerobst ablösen und man eingekuschelt auf der Couch einen gemütlichen Frauenroman lesen möchte.

Obwohl ich mich mit keiner der 4 Frauen auf dem Bauernhof persönlich identifizieren konnte, würde mir so ein Leben wohl doch auch Spaß machen. Du bist dein eigener Boss, arbeitest von zu Hause aus, hast die Natur vor der Haustür und bist trotz der Abgeschiedenheit auf dem Lande nie einsam weil immer irgendjemand zum Essen vorbei kommt. Jetzt muss nur noch der Job auch ertragreich sein, und leider findet der Leser nicht heraus ob Claudia mit ihrer Verkaufsidee wirklich Erfolg hat. Dabei ist doch ihre Faszination für den Winterglockenapfel der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Romans. Schade, dass diese Story dann nicht zu Ende erzählt wird.

Auch andere Erzählstränge wurden, meinem Empfinden nach, zu abrupt abgebrochen. Da finden sich Paare, ohne dass man vom Anbahnungsprozess viel mitbekommen hätte, obwohl manches davon natürlich offensichtlich war. Nichtsdestotrotz hätte etwas mehr 'Fleisch' der Geschichte an dieser Stelle gut getan. Am Anfang nahm sich die Autorin ja auch die Zeit, lang und breit von Jules jetzigem Leben zu berichten. Da wird man das Gefühl nicht los, sie hätte in der 2. Hälfte des Buches entweder hetzen müssen um es noch fertig zu bekommen oder ihr hätte die Motivation und Schreibfreude gefehlt.
Mir persönlich gefiel jedenfalls das Zusammentreffen von Claudia und ihrem Nachbarn in der Sturmnacht nicht so, wie es dargestellt wurde.
Auch was es mit den seltenen Apfelsorten so auf sich hat, wieso sie so wertvoll sind (wahrscheinlich weil sie eben so selten sind), wozu Claudia sie noch gebrauchen könnte etc., bleibt ein bißchen offen. Das schreit ja förmlich nach einer Fortsetzung!!

Aber ich will nicht nur meckern. Es ist wie bereits gesagt ein ganz gemütlicher Frauenroman und erfüllt in diesem Genre seine Funktion sehr gut. Das Lesen geht leicht von der Hand. Bei der Beschreibung des Umbau des Bauernhofs fehlte mir irgendwie die Visualisierung des Ganzen, ich konnte nicht vor Augen sehen wie der Hof dann ausgesehen hat. Da hätte eine etwas ausführlichere Beschreibung wohl nicht geschadet. Aber alles in allem dennoch lesenswert.