Realistisches und ggf. auch interessantes Zeitzeugnis?!

Anfang der 1920er Jahre: Die Weltwirtschaftskrise wirft ihre Schatten voraus, der 1. Weltkrieg wirkt noch nach, die Umwandlung des Staates vom Kaiserreich zur Weimarer Republik verläuft schleppend und wirft neue Probleme auf, Deutschland leidet unter der Hyperinflation und Charlotte Berglas und ihr Mann schlagen sich mehr schlecht als recht durch, indem sie ihr Hab und Gut stückchenweise verkaufen. Der Ehemann hat seine Arbeit verloren, Charlotte ist unerwartet schwanger geworden, doch plötzlich verstirbt ihr Mann. Charlotte ist sicher, dass Albert umgebracht worden ist, doch für die Polizei und auch viele aus dem persönlichen Umfeld ist er nur einer von vielen, die in dieser Zeit den Freitod gewählt haben. Während Charlotte nun für ihr Kind kämpfen will und nach einer weiteren Möglichkeit sucht, auch dann noch für den Lebensunterhalt sorgen zu können, wenn erst alles verkauft ist, bewegt sich ihr Bruder in zwielichtigen Kreisen und scheint sich mit Gaunereien durchzuschlagen, aber offensichtlich sieht er sich selbst seiner Schwester gegenüber auch verpflichtet an. - Angesichts der doch sehr angespannten Lage erschien mir die Leseprobe hier fast ein wenig zu nüchtern; die Gefühlsebene wurde nur zwischen den Zeilen dargestellt, was es für mich schwierig machte, sich in die Situation einzufinden und mitfühlen zu können. Hier fehlt mir bislang noch ein wenig die Intensität! Dennoch spricht mich die Handlung durchaus an, da ich solcherlei belletristische Reflektionen oder eben auch authentische Biografien vergangener Zeiten sehr gerne lese; hier lässt die Leseprobe nun noch gar nicht darauf schließen, wie die Geschichte weiterhin verläuft. Klappentext bzw. Kurzbeschreibung verraten da schon mehr und ich würde doch gerne erfahren, ob Charlotte sich von ihrem Bruder in dubiose Geschäfte verwickeln lässt (wird sie aus ihrer Not heraus vielleicht selbst zu einer "Gangsterbraut"?) oder ob sie ihn aus diesen Kreisen herausziehen kann, denn nah der Leseprobe erwarte ich doch, dass die Wege der Geschwister sich bald kreuzen und ab dort zusammen verlaufen.
Und ich hoffe, dass die Erzählung hier nicht weiterhin so trocken und leidenschaftslos bleibt!