Leben in der Winterfeldstraße

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dicketilla Avatar

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Charlotte Berglas Schwangerschaft brachte ihres, und das Leben ihres Mannes Albert, etwas aus dem Gleichgewicht. Es war das Jahr 1923, indem die Preise für Lebensmittel ins Unermäßliche stiegen. Albert hatte seinen Job als Standfotograf der Babelsberger Filmstudios verloren, ein neuer Job war schwer zu finden. Dann wurde seine Leiche zwischen Wehr und Ästen am Landwehrkanal gefunden. Ein Elfjähriger wurde vom Vater gezwungen, die Kamera Charlotte auszuhändigen, die dieser gefunden und verkaufen wollte, Alberts Kamera. Charlotte glaubt an ein Verbrechen, jedoch die Polizei spricht von Selbstmord.
Sie weiß nicht wie sie in den schweren Zeiten mit einem Kind überleben soll, aber ihre Wohnung möchte sie nicht verkaufen.
Ihr Bruder Gustav, ein Spieler und Dieb, spielte mal wieder in der “Mulackritze” , und während eines Tumults, stahl er den Wetteinsatz vom Tisch und floh mit seinem Kumpel. Sie wurden vom Pistolenmann erwischt, wie sie ihn nannten, dieser hilft ihnen, wenn Gustav ihm bei der Zimmersuche behilflich ist. So überredet Gustav seine Schwester Zimmer zu vermieten.
So zieht Gustav mit seinem Kumpel, den Langen, einem Tagelöhner, ein. Der Pistolenmann, der sich Theo von Baumberg nennt,aber eigentlich Aaron heißt, heimlich Rekruten ausbildet, KPD Mitglied ist. Hinzu kommt noch Claire, die eigentlich Hilde Ehrmann hieß, bekennende Lesbe, mit einer Leibesfülle, die eher einer Matrone glich, die 55 weit überschritten hatte und in einer Bar arbeitete.
Alle zahlten ihren Beitrag, nur Gustav bleibt ihn schuldig, verkaufte sogar heimlich Dinge aus Alberts Nachlass.
Alice, Charlottes Tochter, wurde am 18. Oktober 1923 geboren, und war seitdem von allen WG Mitgliedern umsorgt. Besonders Heinrich, der Lange, beschäftigte sich liebevoll mit ihr. Endlich empfand er etwas wie eine Familie, die er nie hatte. Er verliebte sich in Charlotte, Theo war ihm ein Dorn im Auge. Er suchte im Sportverein “ Olympia” die Anerkennung, Freunde. Träumt davon Charlotte ein ebenbürtiger Partner zu werden.

Die Bewohner der Winterfeldstraße , jeder versucht sein Leben zu leben, in den schwierigen Zeiten, mit seinen Höhen und Tiefen.
Claire wird zu einer mütterliche Freundin für Charlotte, die ihr die Augen öffnet und ihr Mut macht für einen Neuanfang, und dieser Neuanfang verändert das Leben auch ihrer Mitbewohner.

Es ist die Zeit in der der Judenhass geschürt, die NSDAP gegründet wird. Arbeiter vom Arbeitsamt aus rekrutiert werden, in Sportvereine gelockt und das marschieren , Steine werfen erlernen.

Eine Geschichte, in der Mitte von Berlin, in der viele bekannte Namen dieser Zeit, der Handlung einen authentischen Rahmen verleihen. Im Mittelpunkt aber Charlotte und ihre Mitbewohner stehen, ihre Enttäuschung, ihre Ideale, ihre Hoffnung verlieren, und dennoch zueinander stehen.
Dieser Roman von Johanna Friedrich gibt einen Einblick in das Berlin jener Zeit, in der man sich in den Straßen wieder findet, aber auch in der die Menschen diese aufkeimende Brut belächeln, oder sich ihnen anschließen. Unter ihnen Charlotte, die sich selbst treu bleibt, viel Mut beweist.