WG wider Willen

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mona Avatar

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Ein junges Fotografen-Ehepaar erwartet das lang ersehnte Kind. Charlotte und Albert haben sich vor vier Jahren kennen- und liebengelernt. Albert ist ihr ins Bild gelaufen, als sie die Landschaften fotografiert hat. Nach nur wenigen Monaten macht er ihr einen Heiratsantrag, den sie freudestrahlend annimmt. Als sie dann endlich schwanger wird, könnte ihr Glück nicht perfekter sein.
Doch eines Tages wird bei Charlotte und Albert sturmgeklingelt. Charlotte ist alleine zu Hause, Albert ist zur Arbeit gegangen. Es ist der Vater einer kleinen Jungen, mit dem Albert ab und zu fotografiert hat. Der Junge har Alberts Kamera und behauptet, sie von Albert geschenkt bekommen zu haben. Der Vater des Jungen bezeichnet seinen Sohn als Dieb und verprügelt diesen auf offener Straße. In den Zwanziger Jahren wohl nichts ungewöhnliches, denn nicht einmal die Polizei greifft ein. Charlotte, im fünften Monat schwanger, geht dazwischen und bekommt ebenfalls Faustschläge ab. Nachdem sich alles Bberuhigt hat, bleibt Charlotte mit der Kamera ratlos zurück.
Kurze Zeit später berichtet ihr die Polizei, dass man ihren Albert tot nicht weit von seinem Fahrzeug entfernt gefunden hat. Man geht von Selbstmord aus, doch Charlotte will und kann es nicht glauben, dass ihr Albert, der sich so auf das Kind gefreut hat, sich selber das Leben nimmt. Sie fleht die Polizei an, weitere Ermittlungen anzustellen, doch diese wimmelt Charlotte immer wieder ab.
Charlotte igelt sich in der gemeinsamen Wohnung ein und versucht in Alberts Unterlagen nach Hinweisen zu suchen. Doch leider vergeblich. Das Geld wird ihr langsam ebenfalls knapp und so verkauft sie einige ungenutzte Möbelstücke. Doch Alberts Sammlung rührt sie nicht an. Eines Tages erreicht sie der Anruf ihrer Bruders, der dem Glücksspiel verfallen ist. Er bittet sie ihm zu helfen und ihn und seinen Kumpel bei sich gegen Miete aufzunehmen. Schweren Herzens sieht Charlotte die Vorteile ein und tut es für ihr Ungeborenens. Bald danach folgt noch Claire, eine Bardame und Theo, der Pistolenmann. Charlotte kommt mit den Mieteinnahmen gut über die Runden, obwohl alles täglich teurer wird. Nur ihr Bruder zahlt keine Miete und treibt sich lieber herum. Nachdem er sie bestohlen hat und etwas aus Alberts wertvoller Sammlung verkauft hat, setzt Charlotte ihren Bruder vor die Tür.
Charlotte hat nun eine kleine Tochter, um die sie sich kümmern muss und so beschließt sie selber wieder zu fotografieren.

Der Roman hat viele verschiedene kleine Geschichten, die alle etwas miteinander zu tun haben. Auf der einen Seite ist da Charlotte, die sich um ihre Tochter kümmern muss und nicht glauben will, dass ihr geliebter Ehemann Selbstmord begangen hat. Dann ist da ihr jüngerer Bruder, der sich mit illegalen Geschichten über Wasser hält und nicht davor zurückschreckt seinen toten Schwager zu bestehlen. Auch Claire hat ihre eigene Geschichte. Einen verschollen Sohn im Ersten Weltkrieg und ihre Arbeit in einer Lesben-Bar. Theo, der Untergrundkämpfer, der dem Langen nicht ganz geheur ist. Dann der Lange, der sich in Charlotte verliebt, diese aber mehr Interesse an Theo zeigt und der in die nazionalsozialistische Szene rutscht. Und schließlich der mysteriöse kleine Junge, der Alberts Zögling war und seine Kamera an sich genommen hat. Viele Figuren, viele Geschichten!

Der Roman hat mich am Anfang nicht wirklich gepackt. Charlottes Trauer um ihren Ehemann zog sich am Anfang etwas hin. Es kam erst Leben in die Geschichte als Charlotte ihre Wohnung untervermietet hat und mit wildfremden Menschen zusammenleben musste. Es gibt mehrere Nebenthemen, wie z.B. die Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, die Nöte der Bevölkerung in Deutschland und die Fotografie. Das Cover ist wirklich sehr ansprechend und schön. Insgesamt gebe ich dem Roman drei von fünf Sternen.