Winterfeldtstraße, 2. Stock

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aoibheann Avatar

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Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht und bereits nach wenigen Seiten hatte ich das Gefühl mittendrin zu sein. Die Atmosphäre dieser Deutschland so prägenden Zeit wurde gut eingefangen und auch an den Leser wiederum gut übermittelt. Die Sorgen, Ängste und Nöte der schwangeren Charlotte nach dem Tod ihres Mannes; ihre Zweifel über die Vermietung der Wohnung; der Kampf ums tägliche Überleben und nicht zuletzt die Sorge über ihren windigen Bruder Gustav – all das vermittelt die Autorin einfühlsam und emotional.

Die Bewohner in der Berglaschen Wohnung in der Winterfeldtstraße selbst sind auch alles andere als unsichtbar und tragen durch ihre jeweiligen Persönlichkeiten zur Entwicklung der Geschichte bei. Am meisten herausstechen, selbst für ihre Zeit, dürfte wohl Claire. Bunt geschminkt und in auffallende Farben gekleidet, mit dem Herzen am rechten Fleck und manchmal auch auf der Zunge ist sie eine Art guter Geist in dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft. Statt den Kopf hängen zu lassen stärkt sie gerade Charlotte mit ihrem fröhlichen Wesen den Rücken und ermuntert sie im späteren Verlauf immer wieder dazu, den Sprung zu wagen und ihre Träume zu verwirklichen. Man muss sie einfach lieb gewinnen!

Zwischenzeitlich hatte das Buch ein paar kleine Längen, die in dieser turbulenten Zeit jedoch wie kleine Atempausen wirkten und daher für meinen Geschmack recht gut passten und nicht weiter ins Gewicht fallen. Es ist eine spannungsgeladene Zeit in Deutschland, im weiteren Verlauf wird bereits die Richtung angedeutet, die die Politik in Deutschland gehen wird. Nach Beenden der letzten Zeilen kam mir der Gedanke, wie gut es doch ist, dass das Buch an dieser Stelle zu Ende ist und Charlotte noch nicht weiß, was die Zukunft für sie und die Bewohner der Winterfeldtstraße im 2. Stock bereithält.