Winterfeldtstraße, 2. Stock

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raschke64 Avatar

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Berlin 1923. Charlotte ist im 5. Monat schwanger, als ihr Mann sich das Leben nimmt. Sie kann es nicht fassen und findet nur langsam zurück in die Normalität. Dazu kommen finanzielle Sorgen. Schwanger findet sie keine Arbeit, Geld hat sie keins – nur eine große Wohnung. So entscheidet sie sich, die einzelnen Zimmer zu vermieten. Neben ihrem Bruder zieht dessen Freund ein, später findet sie durch Zufall noch Claire und auch Theo. Doch ihr Bruder hält nicht viel von Arbeit und gerät auf die schiefe Bahn und Theo ist auch nicht der, der zu scheinen er vorgibt. Und so hat Charlotte bald neue Sorgen…
Mir hat das Buch gut gefallen. Durch die verschiedenen Untermieter hat Charlotte Zugang zu allen Kreisen. Den ganz armen Menschen, die mit Mühe und Not in Zeiten der Inflation versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen. Aber auch in die der Reichen, die die Nächte durchfeiern und für die Berlin gerade in den 1920er Jahren ein billiges Pflaster ist. Der Autorin Johanna Friedrich gelingt es, auch die politischen Probleme dieser Zeit in das Buch einzubauen, ohne dass es langweilig wird oder aufgesetzt wirkt. Man kann die Menschen verstehen, die sich für etwas entscheiden- sei es die Kommunisten, die Sozialdemokraten oder auch die Mitgliedschaft in den sogenannten Ringvereinen oder später in der NSDAP. Die Figuren sind überwiegend sympathisch und man kann ihre Entscheidungen nachvollziehen. Das Leben in dieser Zeit kommt gut rüber, auch die Verwirrungen und die Probleme. Und trotzdem ist es eine gut erzählte Geschichte. Das macht das Buch auf jeden Fall lesenswert und auch eine Fortsetzung würde mir gefallen.