Krimi- und Geschichte in einem Buch

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miltonia 01 Avatar

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Kommisär Reitmeyer versucht in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg die Morde an 2 jungen Frauen, die angeblich als Schauspielerinnen ihr Geld verdienten, aufzuklären. Dabei stehen ihm neben seinen Vorgesetzten u. a. auch die Münchner Bürgerwehren im Weg, die auf rätselhafte Weise in die Fälle verstrickt zu sein scheinen und der sich entgegen zu stellen lebensgefährlich ist.
Dazu kommen noch seine persönlichen Traumata, die er aus dem Fronteinsatz im 1. Weltkrieg zurückbehalten hat. Auch seine Polizei-Kollegen haben mit diversen Kriegsauswirkungen zu kämpfen und bemühen sich doch, so etwas wie Recht und Ordnung in der Stadt durchzusetzen.

Der Autorin gelingt es sehr gut, die beklemmende elende Lage in Deutschland nach dem verlorenen 1. Weltkrieg zu beschreiben, die Not an Lebensmitteln, Brennmaterial, Unterkunft und vernünftiger Arbeit, dagegen auf der anderen Seite auch der Überfluss an allem bei den Schiebern, Kriegsgewinnlern und neuen Machthabern. Dass in diesem Klima des Elends und machtlosen Frustes die neue Bewegung der NSDAP mit ihren schlichten Parolen schnell an Zulauf gewinnt, wird sehr anschaulich und glaubhaft beschrieben. Historische Ereignisse und Personen sind geschickt in den Roman eingearbeitet.
Sehr interessant finde ich die Verstrickungen der bayrischen Landesregierung in die Landwehrkreise, die inkonsequente Entwaffnung durch die Siegermächte, die sich wiederum ebenfalls an den verbotenen Waffenschiebereien bereichern und die Verflechtungen mit den österreichischen Militärs, die einen Anschluss an Deutschland betreiben.

Im letzten Teil des Romans wird die Handlung ein wenig verwickelt, bei der Menge an Personen muss man schon sehr aufpassen, nicht den Faden zu verlieren, trotzdem liest sich das Buch sehr flüssig und auch der Einstieg geht ganz schnell.

Mein Fazit: sehr interessanter Stoff aus der deutschen Geschichte, gut aufbereitet und spannend erzählt.