München 1920

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bücherkarin Avatar

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Ein Krimi, der uns knapp 100 Jahre zurückversetzt, in die Stadt München 1920.
Krieg, Revolution und Kapp-Putsch sind gerade vorbei, aber noch immer herrscht Hunger, Not und Elend unter großen Teilen der Bevölkerung. während ein kleiner Teil Kriegsgewinnler im Reichtum schwelgt. Schieberei und Diebstahl gehört zum Alltag, denn "wer kann schon auf 100%ig legale Weise überleben?" Die Kripo wird der regelrechten "Diebstahlsseuche" nicht mehr Herr. Dann werden auch noch kurz hintereinander 2 junge Frauen ermordet, Frauen, die versucht hatten, ein kleines Stück vom großen Kuchen für sich zu ergattern.
Kommissär Reitmeyer untersucht die Mordfälle und bringt dabei einige reiche, einflußreiche Persönlichkeiten arg in Bedrängnis.
Sehr interessant zu lesen, wie die Kripo früher ermittelte, ohne Forensiker, Computer, Mobiltelefone, DNA-Analysen, - schnelle Autos hatten sie auch nicht, der Kommissär ist meist mit dem Fahrrad unterwegs. Aber sie arbeiten engagiert und verbissen und gerade der intelligente Polizeischüler Rattler bringt viele neue Ideen ein - er ist der perfekte "verdeckte Ermittler".

Trotz allem Interesse und aller Spannung gelang es mir nicht, mit den handelnden Personen warm zu werden. Vielleicht ist dies auch ein Ausdruck dafür, wie gut es der Autorin gelungen ist, die damalige Zeit zu schildern - für uns ist das alles einfach zu weit weg. Man nimmt die Rolle des Beobachters, eines Außenstehenden ein, kann sich nicht richtig hineinversetzen, ist einfach nicht mittendrin beim Lesen.
Ich habe Kommissär Reitmeyers ersten Fall nicht gelesen, meine aber, die Figur ist so angelegt, dass sie mit ihren Aufgaben wächst und wenn er den Mut hätte, sich einem lieben Menschen zu öffnen, dann kann er auch besser mit seinem Kriegstraumata umgehen.
Das cover läßt nicht unbedingt Schlüsse auf den Romaninhalt zu, gibt aber den Zeiteindruck sehr gut wieder.