München leuchtet nicht mehr

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kaiserin2201 Avatar

Von

München 1920 ist nicht die Stadt die leuchtet, sondern eher die Stadt die die finsteren Vorboten der kommenden dunklen und unrühmlichen Jahre des Nationalsozialismus aufzeigt.
Kommissar Reitmeyer traumatisierter Soldat des ersten Weltkrieges schlägt sich mehr oder eher weniger gut durch sein Leben als Beamter der Polizei der bayrischen Hauptstadt.
Aufzuklären gibt es zuerst einen, dann einen zweiten Mord an zwei jungen Frauen, die sich in der Halbwelt der Münchner Filmindustrie als Komparsen, aber auch mit anderen eher unmoralischen Tätigkeiten ihren Lebensunterhalt verdienten.
Doch Reitmeyer findet schnell heraus, dass sich in einer neu gebildeten Nachkriegsgesellschaft von Neureichen und anderen fragwürdigen Individuen mit teils militärischer Vergangenheit eine kriminelle Vereinigung bildet, die ohne Rücksichten auf Moral oder Individuen ihre Interessen durchsetzt.
Ausgebremst von seinen Vorgesetzten versucht er mit seinen z.T. geheimen Ermittlungen mit Hilfe seiner treuen und vertrauenswürdigen Mitarbeiter beide Fälle zu lösen. Dabei begegnet ihm immer wieder eine jungen Frau, Gertie Blumfeld aus Berlin, die seit Monaten ihre in München verschwundene Schwester sucht. Beide bewegen sich im selben Bekanntenkreis, was sich jedoch erst im Laufe der Ermittlungen herausstellt. Zu Anfang begegnen sie sich sehr misstrauisch, da beide voneinander nicht wissen, dass sie im selben Milieu recherchieren, um sowohl die Morde zu lösen als auch die vermisste Schwester wieder zu finden.
Dieses Buch ist für mich nicht nur Krimi sondern auch historischer Roman zugleich. Die Autorin Angelika Felenda versteht es hervorragend die Stimmung der Stadt als auch die Verzweiflung der Menschen im Deutschland der Nachkriegsjahre zu schildern, die so gar nicht golden waren. Deutschland liegt am Boden nach dem selbst angezettelten ersten Weltkrieg und leidet an den Reparationszahlungen die es an die benachbarten Länder zu entrichten hat. Es fehlt der breiten Bevölkerung an allem. Auch die Situation der Kriegsheimkehrer denen es, sowohl in vielen Fällen körperlich versehrt als auch psychisch schwer belastet, oft nicht gelingt wieder ein normales Leben zu führen. Armut zeichnet diese Gesellschaft hauptsächlich aus. Jedoch gibt es wie immer eine Schicht die sich mit Geld, z. T. aus dubiosen Quellen, alles leisten kann. Das bewirkt gesellschaftliche Spannungen die den Boden für die spätere Machtergreifung Hitlers vorbereiten.
Ein in mehrfacher Hinsicht spannender Kriminalroman. Mein Fazit: Sehr empfehlenswert!