Nachkriegsmünchen

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omami Avatar

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Schon, wenn man das Cover betrachtet, ahnt man, was folgt. Angelika Felenda hat in ihrem zweiten Nachkriegsroman ein weiters Ermittlungsabenteuer für Kommissär Sebastian Reitmeyer ausgetüftelt.
Die Berlinerin Gerti Blumfeld kommt nach München, um ihre Schwester zu suchen. Sie will eine Bekannte dieser in einem Lokal treffen, wird aber versetzt. Statt der Bekannten kommt eine andere junge Frau in das Lokal und übergibt ihr einen Umschlag.
Kommissär Reitmeyer hat mit anderen Problemen zu kämpfen, er muß in Sachen Diebstahlseuche ermitteln und ausserdem einen Schläger aus der linken Szene dingfest machen, der einen braven Familienvater krankenhausreif geprügelt hat, als der zufällig Zeuge eines Einbruches wird.
Abwechselnd wird im Roman die Vorgehensweise von Reitmeyer und Gerti Blumfeld beschrieben, immer enger werden die Kreise um die beiden, bald schon treffen sie aufeinander, allerdings unter schwierigen Umständen, Gerti will nicht zugeben, warum sie in München ist, Reitmeyer fühlt sich von der Art Gertis provoziert.
Als Gerti auch noch zufällig in den Freundeskreis Reitmeyers eintaucht, inzwischen zwei Morde geschehen, die sowohl das Umfeld Gertis als auch die linke Szene betreffen und die Filmgesellschaft und diverse Ämter und Organisationen einschließen, brennt buchstäblich der Hut.
Die Armut im Jahr 1920, die Wohnungsnot, Hunger, schlechte Krankenversorgung, alle diese Probleme werden von der Autorin sehr gut und nachvollziehbar beschrieben. Besonders die Panikattacken Reitmeyers, die er mit Geigenspiel in den Griff bekommen möchte, lassen den Leser voll in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen eintauchen.
Die Geschichte schaukelt sich langsam, aber stetig auf, Reitmeyer ermittelt ohne den Auftrag und Wissen seiner Vorgesetzten, die auch nicht ganz astrein sind und kommt zu einem nicht ganz unerwarteten Ende.
Ich finde den Roman großartig und absolut lesenswert.