Schwarze Wolken am Münchner Novemberhimmel

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miss marple 64 Avatar

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Eine Reihe von Einbrüchen hält Kommissär Sebastian Reitmeyer in den kalten Novembertagen des Jahres 1920 in Atem. Die Menschen haben sich vom Krieg und seinen Folgen noch nicht erholt- Hunger, Geldentwertung, Schwarzhandel auf der einen Seite, illegale Spielclubs, Bars, geheime Bordelle auf der anderen Seite. Als wenn die Einbruchserie nicht schon genug wäre, stößt Reitmeyer in seinem neuen Fall auf zwei tote junge Frauen, die scheinbar versuchten, ihr großes Glück im aufstrebenden Filmgeschäft zu suchen. Zur gleichen Zeit sucht Gerti Blumfeld – eine junge Studentin aus Berlin- ihre Schwester im München. Bald werden sich auch ihre Wege mit den Ermittlungen von Reitmeyer kreuzen.
Der Autorin gelingt es, historische Ereignisse- wie die veränderten politischen Verhältnisse zu Beginn der 20er Jahre mit dem schon spürbaren Rechtsruck in der Gesellschafft und dem bereits überall spürbaren Antisemitismus, in die Krimihandlung einzuflechten. Nicht nur am Münchener Himmel ziehen schwarze Gewitterwolken auf, sondern überall im Land.
Es ist ein Buch der leisen Töne, keine reißerischen Szenen erhalten die Spannung, jedoch ist diese von Anfang an vorhanden und lebt durch die Gestaltung der Figuren. Reitmeyer in seinen Dreißigern, ist körperlich und seelisch schwer angeschlagen aus dem Krieg zurückgekommen. So plagen ihn Panikattacken, die er mit aller Macht vor seiner Umgebung versucht zu verbergen. Konzentriert und zielstrebig geht er an die Lösung des Falles heran. Er ist sehr mitfühlend, was sich darin zeigt, wie er versucht, einem schwerverletzen Zeugen und seiner Familie zu helfen, die in furchtbaren Verhältnissen leben müssen. Mit gleicher Hartnäckigkeit tritt er aber auch gegen seine Vorgesetzten auf, von denen mehr und mehr sich auch politisch rechts orientieren.
Beeindruckend ist, wie Reitmeyer und seine Kollegen in Zeiten ohne forensisches Labor, DNA-Analyse und Profiler ihre Fälle durch kriminalistischen Instinkt und hohen Einsatzbereitschaft lösen.
Am Ende hätte ich mir noch etwas mehr Tiefgründigkeit gewünscht, so bleiben die Lebenswege mancher Figuren offen. In der Fortführung der Reihe ist der Leser schon gespannt, wie es der Autorin gelingt, ihre Figuren weiterzuentwickeln und die weiteren gesellschaftspolitischen Ereignisse der kommenden Goldenen Zwanziger und der frühen dreißiger Jahre in ihre Krimis einfügen wird.