Mitreissend und tief bewegend

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ismaela Avatar

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Ich habe "Winterkinder" von Matthews fast in einem Rutsch am Wochenende durchgelesen und war begeistert! Der Untertitel dieses Buch lautet ja "Drei Generationen Liebe und Krieg" und erinnert nicht von ungefähr ein bisschen an Tolstoi. Owen Matthews beschreibt in seinem Buch das Leben seiner Großeltern, seiner Eltern, und auch ein bisschen sein eigenes. Ich finde, gerade das Leben in Russland zur Zeit Stalins, oder während des zweiten Weltkrieges hat seine ganz eigene schreckliche Thematik inne, die einen fassungslos zurücklässt. So ist es mir nach "Archipel Gulag" von Solschenyzin ergangen, und so erging es mir auch mit diesem Buch. Die Großeltern von Matthews ereilt das Schicksal wie so vieler, die den Säuberungen Stalins zum Opfer gefallen sind: der Mann wird nach einem erfolterten Geständnis ermordet und anonym irgendwo verscharrt, die Frau kommt in die berüchtigten Arbeitslager und verliert dort, logischerweise, den Verstand. Die beiden kleinen Kinder kommen von einem Waisenhaus ins andere und sind nicht nur diesem Albtraum ausgeliefert, sondern auch noch denen des Weltkrieges. Nichtsdestotrotz schaffen sie es, sich zu glücklichen, eigenständigen Menschen zu entwickeln, die es letztendlich doch schaffen. Der Vater von O. Matthews, ein Engländer mit einem Faible für Russland, lernt Mila in Russland kennen und lieben, wird aber durch KGB-Verwicklungen des Landes verwiesen, und beide müssen sechs Jahre lang um ihr Glück kämpfen. Das war ebenfalls sehr berührend! Matthews gelingt mit diesem Buch eine wunderschöne Kombination von Geschichte und Roman, und bei allem Schrecken, den die Protagonisten erleben, ist doch das ganze Buch von einer Warmherzigkeit und einem Humor durchsetzt, bei dem man gar nicht anders kann, als die beschriebenen Menschen ins Herz zu schließen. Mein Fazit: unbedingt lesen!