Moskau, meine Liebe

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mammutkeks Avatar

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Moskau, bzw. die russische Politik sind die Faktoren, die das Leben dreier Generationen bestimmen. Des Großvaters Boris Bibikov, der den stalinistischen Säuberungsaktionen zum Opfer fällt, der Mutter Ljudmila Bibikova, die ihre Familie verliert und in diversen Waisenhäusern aufwächst und schließlich auch des Autors Owen Matthews, der in Moskau seine Liebe findet.
Auch Mila findet in den 1960er Jahren in Moskau ihre Liebe - und zwar die zum jungen Universitätsdozenten Mervyn Matthews, der in der russischen Hauptstadt studiert und sich u.a. weigert, für den KGB zu arbeiten. So wird er kurz vor der geplanten Hochzeit mit Ljudmila ausgewiesen - und ein knapp sechsjähriger Kampf um seine Liebe beginnt. Eine Zeit, die angefüllt ist von verschiedenen Aktionen, die Geliebte aus Moskau zu holen, eine Zeit der fast täglichen Briefe, die die Liebenden gesammelt haben.
Owen Matthews erzählt die außergewöhnliche Geschichte seiner Familie allerdings nicht chronologisch, sondern springt zum einen zwischen den verschiedenen Personen, zum anderen auch zwischen den Zeiten. Immer wieder streut er seine eigene Lebens- und Liebesgeschichte ein - ein Stilmittel, das mich zumindest zu Beginn der Lektüre irritiert hat. Später war die Abwechslung zwischen Personen und Zeit sehr angenehm.
Auch an den Stil musste ich mich erst gewöhnen - nicht episch russisch, aber auch nicht unterkühlt-ironisch britisch. Manchmal hätte ich mir zudem etwas mehr an Informationen über die politischen Hintergründe gewünscht - manches Mal durchaus weniger über die Liebesgeschichte.
Aber insgesamt ist "Winterkinder" nicht nur für russophile Menschen lesenswert, sondern für alle historisch Interessierten. Und den sogenannten kalten Krieg auch mal aus britischer Perspektive zu erlesen, ist auch nicht schlecht. Zudem erinnern mich die Passagen aus Owens Zeit in Moskau an meine eigenen Erfahrungen etwa zur gleichen Zeit in dieser wunderschönen Stadt.