Unbezwingbar

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murksy Avatar

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Ein sozusagen autobiographischer Dokuroman, so würde ich das bewegende Buch beschreiben, das momentan durch den Krim-Konflikt eine bedrückende Aktualität besitzt. Der Autor erzählt hauptsächlich die Geschichte seiner Eltern und Großeltern. Der Leser wird in die sture und gleichmachende Welt des Sozialismus entführt, in der die einzelne Person nichts bedeutet, nur das große ziel zählt. Wer nicht spurt oder dem System gefährlich wird, muss die Konsequenzen tragen. Millionen verschwundener oder getöteter Menschen sprechen eine erschreckende, schier unglaubliche Sprache. Stalin säubert sein land rücksichtslos. Auch der Großvater des Schreibers wird vom treuen Arbeiter und Diener des Staates zum Verräter gestempelt. Irrwitzige Zeitdokumente in Form von Vernehmungsprotokollen zeugen von einer menschenverachtenden und bizarren Herrschaft. Die Familie wird über den Verbleib des Mannes nicht unterrichtet, erst viele Jahre später wird die traurige Vermutung zur Gewissheit. Dass die Familie in der weiteren Geschichte Fortbestand hatte, verdankt sie neben einer großen Portion Glück auch einigen Menschen, die sich Herz und Mitgefühl bewahrt hatten. Teilweise sind die Erzählungen schmerzhaft, kaum vorzustellende Entbehrungen mussten die Menschen ertragen. Trotz oder gerade wegen dieser Vergangenheit wird der Vater des Autors zu einem begeisterten Liebhaber der russischen Sprache und Kultur. Von England zieht es ihn nach Russland. Doch die große Liebe, die er dort findet, soll nicht bestehen dürfen. Mit stoischer Gelassenheit und scheinbar grotesker Naivität sperrt der Mann sich gegen die Anwerbungsversuche des KGB. Dies führt dazu, dass er nicht heiraten darf und das Land verlassen muss. Es beginnt ein unglaublicher Kampf, den er mit teilweise mutigen bis größenwahnsinnigen Taten durchführt. Die Dauer und Zähigkeit dieses Kampfes sind bemerkenswert, ein Sinnbild für Liebe und Durchhaltevermögen. Bald wird aus der unglücklichen Liebesgeschichte ein weltweites Politikum, in das Presse und Geheimdienste involviert werden. Sogar die Karriere des Mannes scheint am Ende. Wie aus einem Film scheint das glückliche Ende zu sein, das getrennte Paar kann heiraten. Doch wie so oft, ist die erträumte Realität nicht das, was man scih erhofft hat. Das Buch wird unterstützt von Originalaufnahmen und einer Authentizität, die einem vor Augen führt, das selbst der mächtigste Staat seine Schwächen hat und es sich immer lohnt zu kämpfen. Nur wer seinen Glauben verliert, verliert auch den Kampf. Großartiges Buch, das nicht ohne Grund ein Bestseller ist. Beim Lesen musste ich mir immer wieder sagen, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt. Was wieder beweist, dass die bewegendsten Geschichten das Leben schreibt. Ein politisches Buch? Ja. Aber zu aller erst ein Buch über die Größe des Willens und der Macht der Liebe. Auch wenn man das in der heutigen Zeit und der weltweiten Krisen nicht immer glauben mag. Es gibt sie, die kleinen Wunder, die das Leben schreibt.