Langatmig und nichts sagend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Mit diesem Buch hatte ich so meine Probleme. Wenn ich es in der Hand hatte und darin gelesen habe, fand ich einige Passgagen und Anekdoten interessant, der Schreibstil lässt sich flüssig lesen. Nach Lesepausen fehlte mir jedoch der Anreiz, das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Es passiert einfach zu wenig, die Charaktere sind nach meinem Geschmack nicht interessant genug, als dass es sich lohnt, viel Zeit darin zu investieren, etwas über ihr Leben zu erfahren.
Das Buch wird aus der Sicht der Familienmitglieder der finnischen Familie Paul erzählt. Max, ein sechzigjähriger Soziologieprofessor behauptet zwar in einem Interview anlässlich seines 60. Geburtstags, er sei mit seinem Leben zufrieden. Dennoch fällt es ihm schwer, sich zu motivieren an seinem neuen Buch weiter zu arbeiten, streitet sich mit seiner Frau und beginnt schließlich ein Verhältnis mit einer ehemaligen Studentin. Max Frau Katriina betrachtete „die Ehe als eine Form der gegenseitigen Tyrannei,…“, was für eine schreckliche Einstellung. Ich habe mich zwischendurch gefragt, ob Max und Katriina jemals Gemeinsamkeiten hatten, und weshalb sie eigentlich geheiratet haben. Auch in ihrem Job ist sie gänzlich unzufrieden und erledigt nur mechanisch ihre Arbeit.
Da verwundert es nicht, dass die beiden Töchter in ihrem Leben ebenfalls unzufrieden sind. Helen hadert mit Anfang dreißig bereits mit ihrem Leben als Lehrerin und Mutter, während Eva mit 29 keine Ahnung hat, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt, ihre Beziehungen scheitern an Bindungsängsten. Sie wirkt naiv und unreif.
Das Buch hat mich am Ende ratlos zurück gelassen. Habe ich irgendetwas interessantes erfahren? Ist die finnische Gesellschaft besonders von Unzufriedenheit und Zwietracht geprägt? Auch bei uns hat man den Eindruck, dass die Menschen sich in ihren Beziehungen eher trennen, als Konflikte auszutragen und Lösungen zu finden. Mir war die Stimmung des Romans zu negativ und depressiv. Ich konnte mich mit den Charakteren weder identifizieren noch fand ich eine der Personen sympathisch. Es werden einige interessante gesellschaftspolitische Themen angesprochen, die Aussagen dazu wirken aber eher schwammig bis klischeehaft. Vielleicht fehlte mir auch der Humor und die Selbstironie, die bei anderen finnischen Autoren den Geschichten Charme geben. Stilistisch ist das Buch gut, inhaltlich hat es mich nicht angesprochen.