Leider träge

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
kathavoigt Avatar

Von

Er liest sich eigentlich ganz gut an, der Winterkrieg von Philip Teir. Das Einfrieren des Hamsters der Enkelkinder, eine Ehe, die nicht mehr ganz so läuft wie man sich das vielleicht zur Hochzeit noch ausgemalt hat und eine Tochter, die mit fast 30 noch nicht weiß, wo ihr Weg hinführen soll und was sie von der Zukunft erwartet – alles spannende Themen, deren Ursprung man gern ergründen, erlesen möchte.
Katriina und ihr Mann Max leben quasi aneinander vorbei, sind gemeinsam zumindest so lange unglücklich, bis sich für Max die Gelegenheit zum Sex mit einer Jüngeren bietet und plötzlich angestaute Unzufriedenheiten endlich frei werden und ihren Lauf nehmen. Die jüngste Tochter Eva, die erst mit Ihrem Kunstdozenten schläft und abtreibt, bis sie eines Tages ihre sanfte Zuneigung zu ihrem Kommilitonen Russ und die Tatsache entdeckt, dass Liebe auch manchmal nur Geben und nichts zu nehmen bedeutet. Helen, die ältere Tochter der Familie Paul, die plötzlich ganz neue Seiten an ihrem Mann entdeckt, nachdem dieser scheinbar lang unterdrückte Neigungen endlich wieder mit einem neu gefundenen Freund teilen kann.
Schade eigentlich, dass diese Wendungen erst zu Ende des Buches geschehen und man bis dahin als Leser mehr oder weniger auf dem Trockenen bleibt, was die Spannung angeht.
Die Kapitel lesen sich einzeln sehr interessant und streuen immer wieder gekonnt Thesen in den Raum, die zum Nachdenken anregen oder wenigstens mit einem innerlichen Kopfnicken und Zustimmen bedacht werden können. Doch ist es kein Buch, nachdem man giert es endlich weiterlesen zu können oder gar an einem Abend in einem Zug durchliest. Man muss sich auch nicht zwingen, es zu Ende zu lesen, sondern es plätschert so dahin und liefert doch kein Ende, was überrascht.