Verpasste Gelegenheiten

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botte05 Avatar

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„Max Paul ist Soziologe an der Universität von Helsinki und zugleich erfolgreicher Buchautor. Sein akademisches Steckenpferd sind Sexualität und Ehe – seine eigene Ehe jedoch funktioniert schon lange nicht mehr. Während Max und seine Ehefrau Katriina in eine immer tiefere Krise geraten, hadern auch ihre erwachsenen Töchter mit ihrem jeweiligen Lebensmodell: die Lehrerin und zweifache Mutter Helen genauso wie die Kunststudentin Eva, die mit knapp dreißig ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat. Als Eva eine Affäre mit ihrem Dozenten anfängt und Max eine mit einer jungen Journalistin, spitzt sich in einem kalten Winter in Helsinki die Situation der Familie Paul zu.“ Zitat Buchbeschreibung

Die Familie Paul lebt in gesicherten Verhältnissen und könnte eigentlich zufrieden durch den Alltag schreiten. Das Elternehepaar hat sich auseinandergelebt und sich eigentlich nicht wirklich noch was zu sagen. Während Katriina gerne den großen Auftritt sucht oder sich intensiv in ihrer Arbeit flüchtet, dümpelt Max einfach so vor sich hin und müsste eigentlich sein aktuelles Buch fertig stellen.
Tochter Helen scheint in ihrer Familie zielstrebig in die gleiche Richtung zu steuern wie die Eltern, wohingegen Eva auf der Suche nach sich und ihrem Leben zu sein scheint.

Dynamik bekommt der Alltag, als Max die freundliche und unkomplizierte Art der Journalistin Laura frei interpretiert und sich wie ein Teenager verliebt. Letztlich mündet diese Verbindung in einem einmaligen, ungelenken Akt, der den Kontakt abschließt. Max will nicht aus seinem Leben ausbrechen, tief in sich drin liebt er seine Katriina aufrichtig. Er hat aber wohl nichts zu entscheiden und so scheitert diese Ehe.
Bei Helen bekommt die dahinplätschernde Beziehung einen Überlegungsimpuls, als ihr Mann Christian einen Freund findet, mit dem er – losgelöst von Familie und Kindern – einen Teil seiner Freizeit verbringen kann.
Eva trifft es m. E. am schwierigsten. Als geliebtes Nesthäkchen hat sie doch niemanden, mit dem sie die wirklichen Sorgen besprechen kann und stolpert zunächst etwas ziellos durch London und ihre Beziehungen und landet in einem Hafen, der über lange Passagen unerreichbar schien.

Das Buch bewirbt sich selbst mit „Ein brillant erzählter, psychologisch raffinierter Gesellschaftsroman über eine globale Mittelschicht auf der Suche nach dem Lebenssinn, hin- und hergerissen zwischen dem Streben nach Unabhängigkeit und der Sehnsucht nach Sicherheit.“ Brillanz oder psychologische Raffinesse finde ich beim Lesen nicht und auch die Zitate auf dem Buchrücken scheinen zu einem anderen Buch zu gehören. Für mich ist es die Begleitung einer mehr oder minder normalen Familie, die glücklich sein könnte, es aber einfach nicht ist oder sein kann. Ein Buch, nach dessen Ende ich mich frage, warum ich es gelesen habe.

Rezension: Philip Teir, Winterkrieg, Literatur, Blessing Verlag, gebundene Ausgabe , 384 Seiten, 19,99 €, Erscheinungsdatum: 15.09.2014