Winterkrieg

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lena.111 Avatar

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Zuerst möchte ich kurz etwas über den Autor erzählen: Der Finnlandschwede Philip Teir, geboren 1980, gilt als einer der wichtigsten Nachwuchsautoren Finnlands. Er hat bereits Gedichte und einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht, und ist Herausgeber von Anthologien. "Winterkrieg" ist sein erster Roman. Philip Teir lebt als freier Journalist und Schriftsteller mit seiner Familie in Helsinki.

Der Klappentext verrät folgendes:
"Max Paul ist Soziologe an der Universität von Helsinki und zugleich erfolgreicher Buchautor. Sein akademisches Steckenpferd sind Sexualität und Ehe – seine eigene Ehe jedoch funktioniert schon lange nicht mehr. Während Max und seine Ehefrau Katriina in eine immer tiefere Krise geraten, hadern auch ihre erwachsenen Töchter mit ihrem jeweiligen Lebensmodell: die Lehrerin und zweifache Mutter Helen genauso wie die Kunststudentin Eva, die mit knapp dreißig ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat. Als Eva eine Affäre mit ihrem Dozenten anfängt und Max eine mit einer jungen Journalistin, spitzt sich in einem kalten Winter in Helsinki die Situation der Familie Paul zu."

Nun zu meiner Meinung. Das Buch ist nach dem "Winterkrieg" benannt, der 1940 zwischen Finnland und der Sowjetunion ausgetragen wurde. Der Autor erwähnt nur kurz diese geschichtliche Vorlage. Vielmehr spielt der Titel auf unsere moderne Gesellschaft an. Dies wird auch im weiteren Verlauf der Handlung deutlich. Es geht um eine gewöhnliche finnische Mittelschichtfamilie, die mit allen Problemen des Alltags zu kämpfen hat, die man sich als Leser vorstellen kann.
Max ist Dozent an der Universität in Helsiki und sinniert über die Ehe und die damit verbundene Sexualität. Durch diese Dozententätigkeit erfährt er immer wieder vorschnelle und von Vorurteilen behaftete Meinungsäußerungen anderer Menschen. Privat läuft es auch nicht viel rosiger. Seine Ehe steht vor dem Aus und die beiden erwachsenen Töchter ziehen es vor, selbst nach dem Sinn des Lebens zu suchen und sich anderen Dingen wie der Familie zu widmen. Die Figuren machen dabei den Eindruck, als ob dies eine außergewöhnliche Entwicklung sei, es sich um eine Art Lebenskrise handelt, dabei ist das doch der Lauf des Lebens. Als Leser möchte man die Figuren wachrütteln und ihnen sagen: "Das ist das echte Leben"

Schon anfangs fiel es mir schwer in die Geschichte einzusteigen. Es kommen des Öfteren völlig skurrile Tätigkeiten vor (vgl. Das Einfrieren eines Hamsters?!)
Der Schreibstil des Autors ist nicht schlecht, aber trotzdem gibt es zwischendurch Passagen, an denen das Lese erheblich schwer fällt. Langatmige Kapitel gibt es zahlreiche. Der Autor übt vielerlei Kritik an der Gesellschaft (vgl. Occupy-Bewegung). Ich habe mich in diesem Buch einfach nicht rundum wohlgefühlt. Das Buch verspricht mehr zu sein, als es ist.
Es ist keinesfalls schlecht, nein, es ist ein sehr anspruchsvolles und gut recherchiertes Buch, das viele Wahrheiten enthält, doch wenn ich nach dem Lesen zurückblicke, bleibt dieser Beigeschmack zurück. Das Buch oder auch der Autor nimmt sich einfach zu viel vor, die Handlung, die Figuren...schade, denn es macht den Eindruck, als könnte der Autor noch viel mehr.
Ich werde auf alle Fälle die weiteren (hoffentlich bald folgenden) Werke des Autors lesen.