Den Winter lieben lernen

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tintenteufel Avatar

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Kari Leibowitz ist im ganzjährig milden Klima von New Jersey aufgewachsen und konnte sich mit der dunklen und kalten Jahreszeit nie anfreunden. Dennoch nimmt sie einen Forschungsauftrag in der arktischen Stadt Tromsö an, erlebt dort die Polarnacht und begibt sich auf die Suche nach den Geheimnissen der Einheimischen, diese unwirtliche Zeit lieben zu lernen.

Da mich auch regelmäßig der Winterblues packt, wenn Wärme und Licht des Sommers verschwinden, hat die Autorin mich mit ihrem Ansinnen, die Freuden der kalten Jahreszeit zu entdecken, gleich begeistert. Sie nimmt uns mit zu ihrem ganz persönlichen Abenteuer jenseits des Polarkreises und lässt uns teilhaben an ihren Begegnungen und Entdeckungen. Dadurch liest sich das Buch wie der Reisebericht einer guten Freundin. Wir lernen die Bräuche der Skandinavier kennen: vom Outdoor-Mittagsschlaf der Babys selbst in eisiger Kälte bis zum finnischen Saunavergnügen. Die Autorin erweitert ihren Blickwinkel und begibt sich z.B. auch in Großbritannien, Kanada und Japan auf die Suche nach Möglichkeiten, den Winter schätzen zu lernen.

Während manche Vorschläge wie etwa die beheizten Bürgersteige interessant, aber für uns nicht realisierbar sind, gibt uns die Autorin auch ganz konkrete Anregungen, unsere Einstellung zum Winter zu ändern, unsere Wahrnehmung für die positiven Seiten der ruhigen Zeit zu schulen und schöne Rituale einzuführen. Dabei begegnen uns auch vermeintlich neue Ideen aus der Longevity-Forschung wie der gesundheitsförderliche Kältereiz, der sich nicht nur beim Eisbaden, sondern auch beim Gang in die winterliche Natur finden lässt.

Nach meinem Geschmack ist manches zu ausführlich erzählt, aber vielleicht ist dies auch schon die erste Übung zur Entschleunigung und Aufmerksamkeitsschulung. Das Buch wird mich sicher durch den bevorstehenden Winter begleiten und mir immer wieder schöne Anregungen geben!