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Der Titel sagt es schon: es ist ein Ratgeber. Aber einer der besonderen Art, indem er uns durch Nordländer mit ihren Erfahrungen und Gebräuchen führt.
Das Cover hat mich leider nicht angesprochen. Die zarten, verwaschenen Farben, alles sehr hell und leicht- das gibt meines Erachtens keinen Eindruck von einem richtigen Winter in nordischen Ländern, wie er hier im Buch beschrieben wird. Die Schilderungen der winterlichen Landschaften und insbesondere der Himmelserscheinungen sind dann sehr schön und man beginnt zu verstehen, dass man diese Erfahrungen sehr lieben kann.
Die Einführung allerdings ist lang und ausführlich: warum die Autorin auf den Gedanken kam, über die Gefühle zu forschen, die der Winter bei vielen Menschen auslöst. Das fand ich als Einleitung recht interessant, auch die Ausführungen über die in der Gesellschaft herrschenden Vorstellungen von Winterdepression und wie wir einfach die Gegebenheiten einer anderen Jahreszeit nicht annehmen wollen. Inwieweit es überhaupt hilft, mit der Natur zu leben, was wir weitgehend verlernt haben. Immer wieder werden Beschreibungen der Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt eingeschoben, auch sehr erstaunliche: dass sich z.B. die Augäpfel der Rentiere physiologisch verändern, je nachdem, ob sie in der Sommerhelle oder im blauen Dämmer der Winter sehen müssen. Auch folgen Beschreibungen, in welchen Ländern Kari Leibowitz im Anschluss an ihre erste „Winterzeit“ in Tromsø weitere Winter verbracht und wie sie dort über ihr Thema weitergeforscht hat. Sie beschreibt ausführlich und anschaulich, wie sich die Menschen in diesen Ländern, in denen der Winter bedeutend länger dauert als der Sommer, es sich in dieser dunklen Jahreszeit gemütlich machen, ja, sie bisweilen mehr schätzen als die Sommerzeit. Überraschung! Und diese Stimmung schön beschrieben. Wie man es sich im Winter zu Hause gemütlich macht mit Kerzen, Geselligkeit, kuschligen Decken etc. sowie durch viel Bewegung im Freien (tja, wenn hier mehr Schnee wäre, sicherlich kein schlechter Ratschlag) - das wissen wir im Prinzip schon selber. Man bekommt aber dennoch alles in allem einen gelungenen Einblick in das „Winterleben“ der Menschen in nördlichen Regionen, und psychologische Ratschläge, was einen durchaus selber in eine positive Stimmung versetzen kann. Ich fand zwar manches etwas zu ausführlich, anderes wieder schön ausgeführt und ansprechend. Und immer wieder: die Vorteile von Entschleunigung des Lebens erkennen und schätzen.
Der Schreibstil ist flüssig und von Anfang bis Ende unkompliziert zu lesen, man kann sich leicht in die geschilderten Situationen hineinversetzen, dem Thema somit angemessen.
Grundsätzlich gefiel mir, dass überhaupt jemand sich dieses Themas einmal annimmt und darauf hinweist, dass man sich schon selber bemühen muss, dieser von vielen nicht geliebten Jahreszeit etwas abzugewinnen. Also das Übliche, das in vielen Situationen gilt: akzeptieren, was ist, und das Beste daraus machen! Da helfen die geschilderten Beispiele durchaus. Wen das Thema interessiert , der kann hier fündig werden und sich schon mal auf den kommenden Winter einstimmen.
Wer’s gerne kurz und knapp mag: Finger weg!
Für Leser mit Geduld und Freude an Ausführlichkeit und Details: Leseempfehlung.