Gnadenlose Grausamkeit!

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isleofharris Avatar

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Die Buchcovergestaltung ist ein echter Hingucker! Das Motiv des Covers zieht sich über den Buchschnitt und bewirkt so eine interessante Mehrdimensionalität. Die Silhouette einer Stadt mit vorgelagertem Wasser ist durch die kühle Farbgebung (verschiedene Schattierungen von Blau, Schwarz im oberen Teil und helleren Farbtönen in der unteren Hälfte) schlicht und atmosphärisch gestaltet und spiegelt die düstere und frostige Stimmung des Buches wider, die den Leser auf eine geheimnisvolle Geschichte vorbereitet.

"Wintersonnenwende" ist der zweite Band einer vielversprechenden Serie über den Kriminalkommissar Tomas Wolf und den jungen Ermittler „Zingo“. Man muss jedoch den ersten Teil, auf den während der Handlung einige Male Bezug genommen wird, nicht gelesen haben, um in die Erzählung hineinzufinden.
Der Krimi spielt in Schweden vor 30 Jahren kurz nach dem katastrophalen Schiffsunglück der Estonia. Kurz nach diesem Ereignis auf das im Prolog Bezug genommen wird, wird Tomas Wolf in der Silvesternacht 1995 zu einem Tatort in ein Bordell gerufen. Gleichzeitig muss sich die Journalistin Vera Berg bei ihrer neuen Arbeitsstelle bei der Zeitung Aftonbladet behaupten, indem sie auf der Suche nach einer sensationellen Story ist. Als ein weiterer bestialischer Mord geschieht, kreuzen sich die Wege der beiden und sie sehen sich gezwungen, trotz ihrer Differenzen, zusammenzuarbeiten. Sie vermuten einen Zusammenhang zwischen den Morden – aber wie sieht dieser aus und wer wird das nächste Opfer sein?

Die Figuren sind komplex und authentisch gestaltet. Hauptkommissar Wolf hat mit inneren Konflikten zu kämpfen. Diese beruhen auf einer gescheiterten Ehe, familiären Problemen und einer traumatischen Vergangenheit. Er befindet sich in einer Lebensphase, in der er sich sowohl beruflich als auch privat mit Schwierigkeiten auseinandersetzen muss. Er leidet unter den psychologischen Belastungen, die sich jedoch nicht auf seine Ermittlungsarbeit auswirken.
Die investigative Journalistin Vera, die parallel zu den polizeilichen Ermittlungen eigene Nachforschungen anstellt, ist hartnäckig und hat keine Angst, sich in gefährliche Situationen zu begeben, um bei ihren Recherchen die Wahrheit herauszufinden.
Sie hat eine ambivalente Beziehung zu Wolf, die von gegenseitigem Respekt, aber auch von Spannungen geprägt ist. Umso erstaunt ist der Leser, dass sich beide Charaktere zusammenraufen, um die Lösung des Falls voranzutreiben. Die Kombination von Journalismus und Polizeiarbeit ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert und stellt hier eine Besonderheit dar, nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Arbeitsmethoden.

Die Sprache des Romans ist präzise, knapp und sachlich. Das Autorenduo verzichtet auf „überflüssige“ Ausschmückungen und konzentriert sich darauf, die Spannung durch klare, direkte Sätze zu entwickeln und zu halten. Diese Sachlichkeit in der Sprache und die zum Teil eindrücklichen Beschreibungen lassen Raum für die Emotionen der Figuren, was beim Leser dazu führt, dass er Empathie für die einzelnen Charaktere empfindet.

Den Autoren gelingt es durch einen fesselnden Plot den Spannungsbogen von An-fang bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Erwähnenswert ist hierbei, dass mit dem Schiffsunglück der Estonia ein reales Ereignis in die Geschichte eingewoben wird. Der Handlungsverlauf wird geschickt aufgebaut, nimmt an Fahrt auf und endet in einem großen Finale mit überraschender Auflösung.

Fazit: Der packende Krimi "Wintersonnenwende" hat mich überzeugt. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, bis die Auflösung erfolgt ist. Die komplexe Handlung, die dunklen Seiten der menschlichen Seele und das unerwartete Ende machen das Buch absolut empfehlenswert!