Ein leiser Blick zurück – erste Schatten des Widerstands

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emmamarie Avatar

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Die ersten knapp vierzig Seiten von Wir dachten, das Leben kommt noch legen den Grundstein für eine Geschichte, die sich über Jahrzehnte erstreckt und in der persönliche Erinnerung und historisches Geschehen eng verwoben sind. Elisabeth Sandmann beginnt mit einer ruhigen, fast zögernden Erzählweise: Man spürt sofort, dass das Thema mit Vorsicht und Sorgfalt angegangen wird. Die Hauptfigur, Pat, bekommt einen Anruf, der sie aus ihrer Vergangenheit holen könnte – etwas, das sie lange zurückgelassen hat. Schon hier wird deutlich, wie sehr Schweigen und Vergessen mit dem Gewicht der Erinnerung kämpfen.

Besonders stark ist die Atmosphäre, die in den ersten Kapiteln entsteht. Die Autorin lässt Situationen mit kleinen Gesten, Andeutungen und Details beginnen – ein Gespräch, ein Telefonat, ein Geheimnis, das noch im Verborgenen liegt. Dieses Einführen von Figuren und Hintergründen wirkt angenehm bedacht, nicht überstürzt, so dass man als Leserin oder Leser sowohl emotional einzusteigen beginnt als auch Fragen entwickelt: Was hat Pat erlebt? Warum hat sie jahrzehntelang geschwiegen? Wie groß war der Widerstand, in den ihre Vergangenheit verstrickt war? Die Mischung aus familiären Beziehungen, historischen Andeutungen und persönlicher Rückblende macht neugierig auf mehr – und lässt erwarten, dass das Buch nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch eine Reflexion über Schuld, Mut und Erinnerung werden könnte.