Eine Hommage an mutige Frauen während des Zweiten Weltkriegs

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mrs.beee Avatar

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"In Frankreich war alles so aufregend gewesen, und ich fühlte mich wichtig und gebraucht, aber nach dem Krieg wollte niemand mehr etwas über uns wissen, und erzählen durften wir auch nichts. Dabei dachten wir, das Leben kommt noch. Wir Agentinnen sind unsichtbar geworden, und das, obwohl sie doch dauernd betont haben, wie bedeutend wir gewesen seien, aber die toten Männer waren wichtiger." (S. 262f.)

In dem historischen Roman "Wir dachten, das Leben kommt noch" von Elisabeth Sandmann geht es um die mutigen Frauen, die selbstlos und unerschrocken in Frankreich ab 1942 im Untergrund spionierten, funkten, sabotierten und damit ihr Leben riskierten.

Der Roman spannt einen Bogen von 1998 zurück in die Zeit des Nationalsozialismus.
Gwen Farleigh ist Redakteurin in London bei der BBC und soll ein Buch verlegen, über Frauen, die während des 2. Weltkriegs für die "Special Operations Exectutive" (SOE) in Frankreich tätig waren.
Auf der zweiten Zeitebene wird von Pat Conway berichtet, die als junge Frau für die von Winston Churchill gegründete spezielle Einsatzgruppe im Einsatz war. Pat wurde nach Paris rekrutiert und nahm eine neue Identität als Emma Fleury an.

Die Autorin hat die Frauenfiguren stark und realistisch ausgearbeitet. Es ist beeindruckend, was diese mutigen Frauen geleistet haben. Sie haben ihr Leben riskiert oder sogar verloren, um den Widerstand gegen die Nazis zu unterstützen. Vor allem wird deutlich, dass die Frauen in der gleichen Intensität wie die Männer ausgebildet wurden.

Spannend ist es mitzuerleben, wie aus dem trotzigen und schüchternen Mädchen Pat eine gefasste, mutige und aufmerksame Agentin wurde. Besonders gelungen finde ich, dass Pat menschlich dargestellt wird mit Schwächen. Dies ist meiner Meinung wichtig, da deutlich wird, dass diese Heldinnen alltägliche Menschen waren, die Zweifel, Nöte und Probleme hatten. Dies regt zum Nachdenken an. Wie weit würde ich selbst gehen?

Elisabeth Sandmann gelingt es, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verknüpfen.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich: Es sind einfach zu viele Figuren, die in dem Roman auftauchen, die trotz Personenverzeichnis am Ende des Romans, etwas verwirrend sind.

Der Roman ist tiefgründig und vor allem lehrreich.

Ich sehe den Roman als große Hommage an die Frauen, die im 2. Weltkrieg einen selbstlosen und kriegsentscheidenden Dienst erwiesen haben. Diese Frauen dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Sie sind inspirierend und tragen dazu bei, die Wahrnehmung der Fähigkeiten der Frauen in der Geschichte und Gesellschaft zu beeinflussen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Männer als Kriegshelden gefeiert, die vielen unerschrockenen Frauen gerieten dabei in Vergessenheit. Elisabeth Sandmann zeigt daher mit dem Roman ein bisher wenig beleuchtetes Kapitel der Kriegsgeschichte.