Die Grenzen im Kopf...

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kaiserin2201 Avatar

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Drei Jahreszeiten lang darf der Leser Liat und Chilmi begleiten. Sie, Liat Israelin, und er, Chilmi Palestinänser haben die lange Reise nach New York zum Auslandssemestern ihres jeweiligen Studienfaches unternommen um sich schließlich zufällig zu begegnen und sich schwer ineinander zu verlieben. Eigentlich eine Geschichte wie Millionen andere Liebesgeschichten, wäre da nicht beider Herkunft. Denn beider Heimat liegt ursprünglich gerade mal ca. 70 Kilometer voneinander entfernt. Und dies macht ihre Begegnung und ihre Liebe besonders. Denn in ihrer Heimat hätten sie sich wohl nie getroffen und sicherlich nicht verliebt. Denn die Grenze zwischen Israel und Palestina ist unüberwindbar, denn sie liegt auch in den Köpfen der Menschen. In langen Sequenzen beschreibt die Autorin Dorit Rabinian die Gedankenwelten besonders von Liat, die im Gegensatz zu Chilmi ihrer Familie gegenüber die Beziehung geheim hält. Chilmi hingegen berichtet seiner Mutter und seinen Brüdern aus vollem Herzen von seiner Liebe zu Liat. Sie verbringen wunderbare Tage in New York, doch ihre gemeinsame Zeit wird mit der Heimreise Liats enden. Auf eine andere Weise als die beiden eigentlich erwarten werden sie nie wieder eine Gelegenheit finden sich wiederzusehen.
Warum Dorit Rabinians Buch als Lektüre an Schulen verboten wurde leuchtet mir ein, denn sie beschreibt die israelische Haltung gegenüber den Palestinänsern nicht immer in einer freundlichen Manier den eigenen Landsleuten gegenüber. Der Konflikt spiegelt sich in den Vorurteilen Liats, die sich immer wieder in ihren Gedankenwelten abspielen, und mit denen sie auch ihre Liebe zu Chilmi in Frage stellt, wo es eigentlich nichts zu fragen gibt, wenn sie sich einfach nur mit ihm als Person und nicht als Araber auseinander setzt. Chilmi ist sicherlich nicht nur ein Charmeur und toller Liebhaber, denn wenn er in eine seiner Schaffensphasen als Maler gerät, ist ein Leben mit ihm nicht leicht für sie. Manchmal langatmig beschreibt die Autorin Situationen, die wohl gerade deswegen den eigentlich so ermüdenden Konflikt beider Gesellschaften, die in Manchem sich doch so ähnlich sind, recht gut darstellt, weil man die Ausweglosigkeit gut fühlen kann. Solange sich die jeweiligen Haltungen und Einstellungen beider Nationen im Miteinander nicht ändern, wird dieser Konflikt nicht gelöst werden.
Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch, das einen dazu bewegt tiefer in die Thematik des nahen Ostens einzutauchen um die gegenwärtigen Schwierigkeiten und damit verbundene Weltpolitik besser zu verstehen.