Eine begrenzte Liebe - nichts für Zwischendurch

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evelynmartina Avatar

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Die Beziehung von Liat aus Israel und Chilmi aus Palästina, die sich in New York kennen und lieben lernen, ist nicht nur zeitlich begrenzt, denn von Anfang an steht für Liat fest, daß sie nach ihrem Auslandsaufenthalt in ihr Heimatland zurückkehren wird. Auch räumlich verläuft eine reale Grenze zwischen beider Herkunftsländer in Form von Sperranlagen, die bis heute für Konflikte sorgen. Kann Liebe solch fundamentale Grenzen überwinden?

Der Roman „Wir sehen uns am Meer“ von Dorit Rabinyan, der den Originaltitel „Gader Chajia“, übersetzt „Lebender Zaun“, trägt, beschreibt aus der Sicht von Liat die Geschichte zweier Menschen, die sich wider jeglicher Vernunft und Konventionen, fernab der Heimat, wider Religion und Kultur aufeinander zugehen und ihre Gefühle trotz vorprogrammierter Probleme zulassen.
Er gliedert sich in drei Teile, in Herbst – Winter - Sommer des Jahres 2002/2003 und umfasst die Begegnung der beiden Hauptfiguren, ihr Zusammensein und die Zeit nach der Trennung.

Nach einem guten Beginn entwickelt sich das Geschehen keinesfalls zu einer romantischen Liebesgeschichte, sondern in meinen Augen vielmehr zu einer schwermütigen, mit der Zeit anstrengenden und langatmigen Erzählung, der es für meinen Geschmack an Handlung und Spannung fehlt.
Dorit Rabinyan versteht es zwar perfekt, ausdrucksstark und sprachgewaltig Emotionen zu vermitteln, Situationen zu beschreiben und tatsächlich stattgefundene politische und gesellschaftliche Begebenheiten mit Fiktion zu verbinden. Dennoch hat sie es nicht geschafft, mich für Liat und Chilmi zu begeistern. Sie wirkten auf mich zu blass und flach und ihre Liebe nicht wirklich greifbar. Punkte, die eine genaue Ausarbeitung verdient gehabt hätten, bleiben an der Oberfläche, während andere, vermeintlich unwichtige seitenweise ausgeführt werden.
Schlussendlich hat die Autorin mit dem Ausgang ihres Werkes die einfachste aller Lösungen gewählt, für mein Empfinden wenig einfallsreich und nahezu enttäuschend.

Fazit: „Wir sehen uns am Meer“ von Dorit Rabinyan konnte mich sprachlich voll und ganz überzeugen, dahingegen habe ich mir von der Umsetzung des brisanten, komplexen Themas mehr versprochen. Wer einen Liebesroman im herkömmlichen Sinne erwartet, sollte nicht zu diesem Buch greifen.