Eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts

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klara fall Avatar

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New York, eine Israelin und ein Araber treffen eigentlich mehr zufällig aufeinander und verlieben sich.
Diese Ausgangslage macht deutlich, welcher Konflikt zum Tragen kommt: Der Nahostkonflikt spielt nicht nur im Nahen Osten eine Rolle, sondern auch in New York, in der Partnerschaft der Tel Aviverin Liat und Chilmi aus Ramallah. In der Heimat hätten sie sich nie kennen gelernt, es wäre nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch unmöglich, denn eine Grenze existiert dort wirklich, nicht nur in den Köpfen. Sie erzählt ihm immer wieder vom Meer, schildert es in den leuchtendsten Farben. Die beiden stellen sich vor, gemeinsam an den Strand zu gehen - eine alltägliche, gemeinsame Unternehmung, die für eine Israelin und einen Araber jedoch fast unmöglich ist.
Die Zweifel und Konflikte aufgrund ihrer Herkunft und die damit verbundenen Vorurteile belasten die Beziehung, die von vornherein ein "geplantes" Ende hat: Wenn Liat zurück nach Israel geht, werden sie und Chilmi sich nicht wiedersehen. Der Tag der Rückkehr steht schon lange fest. Eine gemeinsame Perspektive fehlt somit, was die Partnerschaft - die vor Freunden und Verwandten geheim gehalten wird - zusätzlich belastet. Kann man eine Beziehung, eine Liebe, so planen? Lassen sich Gefühle aufgrund des Konflikts der beiden Völker "abstellen"? Ist dieser Konflikt, die Vergangenheit, ausschlaggebender und stärker als die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und eine gemeinsame Zukunft von zwei Menschen?
Die Autorin erzählt ausdrucksstark, in schlichten Worten und - was besonders angenehm ist - ohne zu werten, obwohl aus Liats Perspektive berichtet wird und weckt dabei Verständnis für beide Seiten. Dabei wird nie kitschig erzählt, Alltagsszenen werden lebendig vor Auge geführt.
Da mich der Nahostkonflikt sehr interessiert, spreche ich für das Buch eine klare Leseempfehlung aus, da es noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel auf die Menschen und ihre Ängste erlaubt. In Israel wurde das Buch von der Lektüreliste der Schulen gestrichten - das sagt viel aus.