Sehr lesenswert!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
rafiki Avatar

Von

Zunächst einmal finde ich das Cover des Buches sehr schön. Auch inhaltlich mit den weißen Wellen und der New York Skyline und dem Ausschnitt eines Paaren am oberen Rand, passt das Cover hervorragend zum Inhalt. Denn Liat und Chilmi lernen sich in New York kennen, Chilmi liebt das Meer und beide sind zwar eigenständige Figuren, stehen aber dennoch symbolisch für ihr Volk bzw. ihr Land.
Der Israel Palästinenser Konflikt wird durch die Beziehung der beiden zueinander deutlich. Ängste, Vorurteile, die zwei verschiedenen Sprachen, die Grenzen des Möglichen und die Sorge um die Zukunft finden immer wieder Einhalt in ihre Beziehung und ihren gemeinsamen Umgang. Und dies zieht sich von Beginn ihres Aufeinandertreffens bis zum Ende hin, durch ihre Beziehung. Der Konflikt ihres Landes lässt sie in keinem Moment los, auch wenn es unbeschwerte Momente gibt.

Insgesamt kommt der Roman mit sehr wenigen Figuren aus, sodass das Paar Liat und Chilmi im Mittelpunkt steht, das sich immer wieder um die Differenzen ihrer unterschiedlichen Herkunft dreht. Die Figuren sind sehr gut ausgeschmückt und auch der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Dadurch wirkt die Geschichte sehr authentisch. Gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte durch die Ich-Erzählerin Liat erzählt wird und nicht gleichzeitig aus der Sicht von Chilmi. Wie im Buch auch gesagt wird, geht es nicht nur um reale Grenzen, sondern auch um die Grenzen in unseren Köpfen (vgl. S. 215).

Im Mittelteil des Buches flachte die Spannungskurve leider um einiges ab, sodass sich die Geschichte ein bisschen zäh dahin zog. Im letzten Teil des Buches kam es dann schlag auf schlag.
VORSICHT SPOILER:
Für den Leser kam es sehr überraschend, das Chilmi stirbt, besonders, da es ein Unfall ist. An dieser Stelle merkt der Leser erst, wie sehr er mit den Figuren mitgefiebert hat und wie nah ihm der Israel Palästinenser Konflikt geht, obwohl er nur durch die Figuren damit in Berührung gekommen ist. Dies ist eine großartige Leistung der Autorin! So habe ich als Leser mitgelitten, als Chilmi ertrunken ist. Zudem war es überaus unverständlich für mich, dass die Autorin die zweite Haauptfigur einfach sterben lässt und dann noch durch so einen tragischen Unfall. Und vor allem, bevor Liat und Chilmi es geschafft haben den Konflikt ihres Landes und die Grenzen in ihrem Kopf zu überwinden.
Im Nachhinein sehe ich den Tod Chilmis eher als symbolische Übertragung. Liat und Chilmi standen symbolisch für ihre beiden Völker. Und der Tod Chilmis steht somit möglicherweise symbolisch für die Folgen des Israel Palästinenser Konflikts, bei dem Schlimmes passiert, das nicht kontrollierbar ist und dieser Konflikt nicht Happy-End-mäßig ausgehen kann.