Das einzig wahre Glück im Leben ist es, zu lieben und geliebt zu werden

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gerwine ogbuagu Avatar

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Wir springen in die Handlung als Norwegen von Nazideutschland besetzt war und sogar von einem norwegischen Naziführer die Rede war. Drei norwegische Krankenschwestern stellen sich beim Roten Kreuz vor um zu helfen. Sie beginnen eine Unterhaltung, aus der hervorgeht, was in Familien geschieht, die sich den Deutschen unterworfen haben. Sie unterhalten sich auch darüber, was passiert, wenn man Krankenschwester bei den Deutschen wird: man wird ein Teil der deutschen Kriegsmaschinerie. Auf dem Weg zum Russisch Unterricht erfahren wir, wie es Birgit erging und was die mit Ilja, ihrem Russischlehrer, erlebte. Während wir weiterlesen, wird klar, dass wir in Birgits Gedanken einen Rückblick auf das werfen, was Birgit mit Ilja erlebte und wie sein plötzlicher Tod ihr Leben in die Bahnen führte, die sie nun eingeschlagen hat: im Krankenhaus von Brodö im Norden zu dienen und zu helfen.
Teiges sehr ausdrucksstarker Schreibstil nimmt einen wieder sofort gefangen, wie in den vorhergehenden Bänden. Es ist so spannend zu lesen, wie es Birgit im Krankenaus ergeht. Birgit arbeitet als Schwesternschülerin im Krankenhaus schwer. Sie wird Mitglied im Kreis des norwegischen militärischen Widerstands gegen das Nazi Regime. Im Krankenhaus beginnt für Birgit eine Zeit des Versteckens.
Auch lesen wir von den schweren Schicksalen der ukrainischen Zwangsarbeiterinnen in der Fischfabrik. Diese wurden von den Deutschen, die damals die Ukraine besetzten, nach Norwegen gebracht, um dort schwere Arbeit zu leisen. Es ist immer wieder wichtig, von Kriegszeiten im 2. Weltkrieg zu lesen um zu verstehen, wie es den Menschen danach gegangen ist. Der Beitrag Teiges über die Besatzungszeit in Norwegen ist unendlich wertvoll in der Literatur über diese schreckliche Zeit.
Dass Birgit schließlich nach Kriegsende in der norwegischen Botschaft in Moskau als Agentin für die USA gearbeitet haben soll, hört Juni bei deren Beerdigung zum ersten Mal. Den unlösbaren Konflikt, dass Birgit zwar offiziell wie im Geheimen Einzelpersonen retten könnte, die Verhaftung einer Pflegekraft aber ein größerer Schaden für ihr Land wäre, zeigt Trude Teige hier anschaulich. „Erzählen ist wichtig. Um selbst leben zu können, müssen wir wissen was unsere Familien erlebt haben. Die Kriegserlebnisse von Frauen sind dabei genauso dramatisch wie die der Männer. Die Historiker haben die Frauen im Stich gelassen. Was ich suche ist das, was verschwiegen wurde“ – so spricht Trude Teige zu uns.
Bereits in den 50er Jahren wird Birgit von einem Psychiater ermahnt, ihre persönlichen traumatischen Ereignisse in einer Therapie zu bearbeiten, Medikamente allein würden ihre psychische Erkrankung nicht heilen. Weitaus entschiedener als Birgit “alles kann man nie erzählen“, schweigt Marianne über ihre Erlebnisse. Diesen dritten Band zu lesen, ist ein großer Gewinn. Denn was Trude Teige uns zu sagen hat, kann kein Geschichtsbuch für uns leisten.