Ergreifend, fesselnd, macht nachdenklich

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meisterlampe Avatar

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Inhalt siehe Klappentext.
Ich habe von Trude Teige bereits die Hörbücher „Als Großmutter im Regen tanzte“ und „Und Großvater atmete mit den Wellen“ gehört. Die Romane werden von Enkelin Juni erzählt, so auch der dritte Band der Reihe „Wir sehen uns wieder am Meer“. Diesmal geht es um die Freundinnen ihrer Großmutter Tekla und auch Großvater Konrad kommt darin vor. Hauptpersonen sind Krankenschwester Birgit, die später als Geheimagentin arbeitet, sowie deren Freundin und Schützling Nadia, die als Zwangsarbeiterin in die Ukraine verschleppt wurde. Der Hörer begleitet die beiden Frauen ein knappes Jahrzehnt: Von Juli 1944 bis Juli 1953, also seit den letzten Kriegsmonaten und noch viele Jahre weiter. Es geht nicht nur im Arbeiten und Leben, sondern ums Überleben. Was dachten Birgit und Nadia, wie und warum handelten sie, stellvertretend für zu viele Frauen zur damaligen Zeit, nicht zählbar.
Das Hörbuch mit all seiner Brutalität und Schonungslosigkeit wird in 8:03 Stunden von Yara Blümel ganz wunderbar eingelesen. Solch ernste Themen, dass einem beim Zuhören teils der Atem stockte, aber doch passend vertont. Ich habe ihr so gerne zugehört, so konnte ich zumindest die Worte und Namen hören, die ich beim Lesen selbst nicht korrekt ausgesprochen hätte.
Wieder einmal wird mir bewusst, wie wenig wir in der Schule über den Zweiten Weltkrieg erfahren oder gar gelernt haben, die Lücken sind unendlich groß. Man darf und sollte die Themen, mit denen sich Birgit, Nadia und auch Annelise und Tekla auseinandersetzen mussten, den Gefahren, denen sie ausgesetzt waren, nicht verdrängen, nur weil sie „schon“ 80 Jahre zurückliegen. Die Wunden und Erinnerungen sind immer noch da, wenn nicht bei den Betroffenen direkt, dann aber in ihren Familien. Es fällt sicher schwer, darüber zu sprechen, das merkt man, als Birgit vom Arzt untersucht wird, als sie bei Tove und Andreas wohnt; aber Schweigen hilft leider niemandem weiter (das sagt man als Nichtbetroffener so einfach).
Ich habe das Hörbuch gehört und parallel dazu das eBook gelesen, beides hat mich in seinen Bann gezogen, allerdings fand ich die Hörbuchversion noch etwas fesselnder. Beiden Medien gebe ich 4,5 Sterne mit Hör- bzw. Leseempfehlung.