Vergessene Frauenschicksale im Zweiten Weltkrieg – eindrucksvoll erzählt

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karina86 Avatar

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Schon das Cover hat mich sofort angesprochen – die sanften Farben, das Meer und die leicht melancholische Stimmung passen wunderbar zur Atmosphäre des Romans. Es weckt direkt Neugier auf eine Geschichte, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet.

Trude Teige erzählt in diesem Roman von den Schicksalen dreier Frauen während des Zweiten Weltkriegs und ihren Auswirkungen bis in die heutige Zeit. Besonders im Mittelpunkt stehen die Krankenschwester Birgit und die junge Nadia, die aus der Ukraine nach Norwegen verschleppt und dort zur Zwangsarbeit gezwungen wird. Schnell konnte ich mich in beide Figuren hineinversetzen, da sie authentisch und vielschichtig gezeichnet sind. Ihre Gedanken, Gefühle und Ängste wirkten auf mich glaubwürdig und berührend.

Was mich besonders fasziniert hat, ist, wie Teige ein wenig bekanntes Kapitel der Geschichte aufgreift. Mir war vorher kaum bewusst, dass in Norwegen viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Osteuropa eingesetzt wurden. Die Autorin versteht es, historische Fakten behutsam in eine fesselnde Handlung einzubetten, ohne dass der Lesefluss darunter leidet. Gleichzeitig rückt sie – wie schon in ihren vorherigen Romanen – die Perspektive von Frauen ins Zentrum. Im Nachwort schreibt sie selbst, dass Kriegsgeschichte oft aus männlicher Sicht erzählt wird, und genau das macht ihre Werke so besonders: Sie gibt den vergessenen Geschichten von Frauen Raum.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und zugleich sensibel. Die Wechsel zwischen den Zeitebenen sind klar erkennbar und verleihen der Handlung zusätzliche Spannung. Auch Nebenfiguren sind nicht bloß Staffage, sondern tragen spürbar zur Tiefe der Geschichte bei.

Fazit:
„Wir sehen uns wieder am Meer“ ist ein bewegender, gut recherchierter und atmosphärischer Roman, der ein kaum beachtetes Kapitel des Zweiten Weltkriegs beleuchtet. Er eignet sich für alle, die historische Romane mit starken Frauenfiguren und emotionalem Tiefgang schätzen. Mich hat er von Anfang bis Ende gefesselt – und er hallt noch lange nach.