Mitfiebern, mitleiden - 33 Schicksalstage

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kainundabel Avatar

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Johann Scheerer war 13 Jahre als, als sein Vater Jan Philipp Reemtsma 1996 entführt wurde. Rückblickend erzählt der Sohn über die 33 Tage dauernde Anspannung und große Angst um das Opfer. Diese extreme Ausnahmesituation schildert der Autor sehr eindringlich und nachvollziehbar. Manches mutet aus heutiger Sicht geradezu absurd an, emotional ist der Leser immer auf seiten des Jungen, dessen jugendliche Unbekümmertheit unter diesem Schicksalsschlag zu leiden hat. Dass neben der Spannung auch komisch-humorvolle Momente sichtbar werden, ist ein Verdienst des heute 35-Jährigen. Derart belastende Situationen suchen sich eben ein Ventil, um sie überhaupt ertragbar zu machen. Bei manchen Textpassagen erscheinen die Gedankengänge zwar ausgesprochen untypisch und äußerst detailliert für einen 13-Jährigen. Aber aus der Distanz von mehr als zwei Jahrzehnten ist es verständlich, wenn die Erfahrungen und Erkenntnisse des heutigen Erwachsenen teilweise auf den Jugendlichen projiziert werden. interessant ist es, das Buch als Pendant zu Reemtsmas persönlicher Aufarbeitung der schrecklichen Erlebnisse ("Im Keller") zu lesen, um die Ereignisse aus der anderen Perspektive zu erfassen.