Geprägt im Elternhaus. Gedemütigt im Erziehungscamp

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savanna Avatar

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Meine ganz ehrliche Begeisterung vorweg: Dieses Buch hat mich über mehrere Kapitel mit offenem Mund da sitzen lassen. Sprachlos und tief bewegt konnte ich das Debüt des Amerikaners David E. Hilton schlichtweg nicht mehr aus den Händen legen. Für mich das überraschende Lese-Highlight der letzten Monate!

Der Ich-Erzähler William entführt den Leser weit hinein in seine Vergangenheit. Als alter Mann und mittlerweile Witwer nimmt er allen Mut zusammen, um sich seinen nie aufgearbeiteten Albträumen aus der Jugend zu stellen. Geprägt von einem alkoholabhängigen und gewalttätigen Vater und einer liebevollen, aber völlig verängstigten Mutter, greift William als Teenager eines Tages seinen mal wieder auf die Mutter einprügelnden Vater mit einem Messer an. Als Folge dieser Gewalttat wird William verurteilt und für zwei Jahre in ein Erziehungscamp für Jugendliche beordert. Auf der Swope Ranch werden die Jugendlichen mit harter körperlicher Arbeit und derbem Drill gefügig gemacht. Die begabtesten Jungen unter ihnen haben darüber hinaus die Möglichkeit, mit kürzlich eingefangenen Mustangs zu arbeiten.

Vor diesem Hintergrund lernt William rasch Feinde wie Freunde innerhalb der Gruppe von Jungen kennen. Übelste Prügeleien, aber auch solidarisches Verhalten sind unter den Teenagern an der Tagesordnung. Gerade mit Benny, Coop und Mickey kristallisiert sich für William eine echte Freundschaft heraus.

Eine dramatische Wendung nimmt der Alltag auf der Ranch, als eines Nachts ein paar der Pferde ausbrechen. Ein Suchtrupp aus Wärtern und Jungen wird mit der Rückbringung der entlaufenen Pferde beauftragt. Was sich in den folgenden Tagen dort in den Tälern und Wäldern der Rocky Mountains ereignet, lässt William schließlich völlig traumatisiert zurück.

Immer an der Grenze des Unaussprechlichen kratzt Hilton mit seinem Roman um vernachlässigte bis schwer gestörte Jugendliche. Jeder Leser weiß, dass es derart gewaltbereite junge Männer tatsächlich leider zu Hauf gibt. Gerade die Nähe zur Realität verleiht dieser Geschichte so viel Gewicht. Besonders ist dabei auch die Gabe des Autors, charakterliche Feinheiten so heraus zu arbeiten, dass der Leser glaubt, selbst hinter der brutalsten Fassade eines Schlägers auch einen zutiefst verunsicherten Jungen zu erkennen. Uneingeschränkt empfehlenswert!