Hass, Liebe und ewige Freundschaft

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simone1711 Avatar

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Der 13jährige William liebt seine Mutter - und muss immer wieder erleben, wie sein Vater sie misshandelt, schlägt, vergewaltigt. Auch er selber leidet unter dem alkoholkranken, gewalttätigen Vater, und eines Tages ist es soweit - er sticht ihm ein Messer in die Brust um den Kreislauf zu durchbrechen.

Zu jener Zeit interessiert es keinen, wie und durch welche Umstände es dazu kam. William wurde als jugendlicher Straftäter verurteilt und zu zwei Jahren in einer Erziehungsanstalt, eine Ranch in Colorado, verdonnert. Dort angekommen wird ihm klar, dass er auch dort der Willkür gewalttätiger, despotischer und kranker Männer ausgesetzt sein wird. Eine Zeitlang kam es mir vor, als liste der Autor alle möglichen Grausamkeiten auf, die man heranwachsenden Jungen antun kann und die seine Alpträume beherrschen. Zu entsetzlich war alles, was dort vorfiel, nicht nur von den Aufpassern, auch von den Mithäftlingen verursacht. Doch es gab auch viel Raum für positive Erlebnisse - einen Mutterersatz in Form der liebevollen Krankenschwester Miss Little, wahre Freundschaft und der Ehrgeiz, es auf der Ranch zu etwas zu bringen, nicht nur die Boxen der Pferde ausmisten zu müssen, sondern sie auch abrichten zu dürfen. Die weiße, unbezähmbare Stute "Reaper" wird nach dem Verlust eines Freundes zu Williams Versuch, in dieser grausamen Welt etwas Gutes zu schaffen.

Eine furchtbare Verkettung von Ereignissen führt dazu, dass William am Schluss traumatische Erlebnisse durchmachen muss und einen weiteren seiner engsten Freunde verliert. Dies prägt ihn für immer, und obwohl er nach seiner Entlassung seinen Weg macht und auch eine Frau findet, kann er dies doch alles nie ganz verarbeiten und sich niemandem öffnen. Erst ein Unfall, bei dem Zeuge wird wie eine weiße Stute zu Tode kommt, beginnt, die Knoten zu lösen, und am Schluss hat man die Hoffnung, dass er doch noch zu einem glücklichen Leben finden wird - mit über 60 Jahren.

Was man als Kind und Heranwachsender durchmachen muss, wird einen das ganze Leben lang begleiten. Soviel ist sicher, und es ist in diesem Buch sehr gut dargestellt. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, der Autor hat es geschafft, den Ton der damals heranwachsenden Jungen zu treffen und glaubhaft darzustellen, was sie in diesem Alter alles beschäftigt. Mehr als einmal kamen mir die Tränen, und ich wünschte mir wirklich, dass die Geschichte gut ausgehen würde. Nur die teilweise eindimensionale Darstellung der "Bösewichte" erschien mir etwas zu einfach, dort hätte man sicher noch mehr Facetten schaffen können.