Klicker die Jicks, Benny

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regenprinz Avatar

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Der Roman von David E. Hilton war - wie nach der Leseprobe von mir erwartet - harter Tobak. Und ich bin dem Autor wirklich dankbar, dass er seine stellenweise heftigst brutale Geschichte in einen Rahmen eingebettet hat, der es mir möglich machte, sie trotzdem zu lesen, indem er nämlich damit beginnt, den altgewordenen Will seine Erinnerungen aufschreiben zu lassen. Denn nur mit der Gewissheit, dass dieser misshandelte Junge trotz der traumatischen Erlebnisse in einer Erziehungsanstalt der 60-er Jahre am Ende ein normales Leben gelebt hat (mit einer Frau, einem Job, ohne Gewalt und Schrecken) fand ich das Ganze einigermaßen erträglich.

Die Hauptfigur, Will, mochte ich dabei von Anfang an. Bitter endet sein Versuch, sich selbst und die Mutter vor dem stets betrunkenen, prügelnden Vater zu retten - der Vater überlebt, prügelt und vergewaltigt weiter, während Will auf einer einsam gelegenen Farm zwei Jahre lang der Willkür und dem Sadismus der Staatsbeauftragten ausgesetzt ist, die seinem Vater eigentlich in nichts nachstehen. Eindringlich und schonungslos schildert Hilton den Alltag auf der Farm, in dem es nur wenige Lichtpunkte gibt - Miss Little, die schwarze Krankenschwester und ein paar wenige Jungs, mit denen Will sich anfreundet. Mir persönlich gefiel auch, wie Will selbst sich bemühte, seine Persönlichkeit zu bewahren und sich von diesem System nicht zerstören zu lassen, kein weiterer Handlanger der allgegenwärtigen Brutalität zu werden.

Wills Freunde - Mickey, Coop und Benny - sind toll ausgearbeitete Charaktere, jeder hat etwas ganz Besonderes. Sie wirken ungeheuer lebendig. Auch die vielen Nebenfiguren, z.B. Bennys behinderter Bruder Todd oder der schweigsame Riese John Church, sind toll gezeichnet und gut vorstellbar. Die tägliche harte Arbeit auf der Farm ist zudem sehr authentisch beschrieben, auch der schwierige Umgang mit den Pferden und die Gefahr, die droht, wenn man unvorsichtig wird. Gefallen hat mir auch, dass Hilton nie ins Banale abgleitet, seine Details wirken stets gut ausgewählt und er konzentriert seine Geschichte aufs Wesentliche. An manche prägnanten Sätze wie z.B. "Klicker die Jicks, Benny" werde ich mich wohl noch lange erinnern ...

Tja, was bleibt noch zu sagen? Die Geschichte ist traurig, sehr traurig. An manchen Stellen habe ich wirklich gelitten beim Lesen. Und die Erkenntnis, dass manche Menschen sind, wie sie sind - gut oder böse - und nichts und niemand daran etwas ändern kann, wird hier grandios veranschaulicht. Und für das dennoch irgendwie versöhnliche Ende des Buches bin ich dem Autor übrigens ebenso dankbar wie für den Anfang.

Was ich mir gewünscht hätte, wäre lediglich noch die Information gewesen, ob der Tod von Wills Mutter nun wirklich ein Unfall war und auch den Abschnitt gegen Ende des Buches, als Will beim Großvater lebt, fand ich ein bisschen zu kurz geraten. Aber das sind im Grunde nur Kleinigkeiten. Daran, dass "Wir sind die Könige von Colorado" ein absolut lesenwertes Buch ist, ändert es nichts.