Wir sind die Könige von Colorado

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elohym78 Avatar

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Will Sheppard wird von seinem Vater tyrannisiert, geschlagen und muss mit ansehen, wie er seine Mutter vergewaltigt. Eines Abends kann Will sich nicht bremsen und versucht, seinen Vater umzubringen. Dieser überlebt jedoch schwer verletzt. Der junge Will wird zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, die er auf der Swope-Ranch in Colorado verbringen muss. Ein Gefängnis der anderen Art, denn es gibt dort keine Zäune. Aber wer will schon fliehen, wenn es nichts gibt, wohin man fliehen könnte? Will versucht sich auf der Ranch einzuleben, geht seiner Arbeit nach, schließt Freundschaften. Eigentlich ein angenehmes Leben, wäre da nicht Aufseher Frank Kroft, der den Jungs das Leben zur Hölle macht. Neben seinen Freunden Mickey, Coop und Benny versucht einzig die Krankenschwester Miss Little Will zuhelfen, ihn vor den Gewaltaten zu schützen. Eine endlose Spirale der Gewalt hält den kleinen Jungen mit seinen 13 Jahren gefangen, eine Spirale, die in einem Höhepunkt der Grausamkeit zu eskalieren, die ihn zu zerbrechen droht.

Das Cover zeigt die endlose Weite Colorados. Darüber eine gewaltige dunkle Wolkenwand, die Gefahr und Ausweglosigkeit symbolisiert. Der Titel des Buches ist in großen Buchstaben, fast über die Gesamte Länge gedruckt. Für mich ist das Cover leider etwas unscheinbar geraten und ich wäre im Laden vermutlich einfach daran vorbei gegangen.

Geschrieben ist das Buch als Rückblick von Will Sheppard auf sein Leben. Dieser Einstieg ist David E. Hilton wunderbar gelungen, denn der Leser kann sich immer vor Augen halten, dass Will sein Martyrium überleben wird. Der Autor schildert den Gefängnisaufenthalt anschaulich und bewegend. Er spannt einen kontinuierlichen Spannungsbogen, der das komplette Buch umfasst und nicht nachlässt. Gut gefallen hat mir die Schilderung der Freundschaft der vier Jungs. In dieser Hölle halten sie zusammen, geben sich gegenseitig die Kraft, nicht aufzugeben und den Willen, einen weiteren Tag zu überstehen. Bemerkenswert gut ist Hilton auch die Schilderung der Gewalttaten gelungen. Man zittert förmlich, wenn den Aufsehern oder deren erklärten Lieblingen die Lust an Quälerein überkommt und sie sich ein Opfer suchen, um ihren Machtmissbrauch zu demonstieren. Trotz allem schildert der Autor dies in einem ruhigen Schreibstil. Er lässt nichts aus, beschönigt nichts, aber trotzdem mit Gefühl. Eine zutiefst ergreifende Mischung!

Mein Fazit: Ein Buch, welches die Seele berührt, das Innerste erschüttert und mich sehr nachdenklich zurück ließ. Ein Buch kann kein Leben verändern, aber die Einstellung dazu!