Wir sind die Könige von Colorado

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bücherwürmchen09 Avatar

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Der Roman stellt sich als ein gelungenes Werk dar.

Die Geschichte handelt von Will Shepard, der in einem gewalttätigen Zuhause aufgewachsen ist. Der Vater war ein brutaler Schläger, die Mutter eine schwache und vom Vater abhängige Person. Eines Tages kann Will es nicht mehr ertragen unter der Gewalt seines Vaters zu leben. Er will seine Mutter beschützen und verletzt seinen Vater durch einen Messerstich schwer. In der Folge wird er in eine Jugenderziehungsanstalt nach Colorado verbracht, die ihre eigenen Gesetze kennt - brutale Aufseher und hierarchische Zustände unter den jugendlichen Insassen. In der Erziehungsanstalt werden Pferde abgerichtet, indem ihnen der Wille gebrochen wird. Gleichsam wird auch mit den Jugendlichen verfahren. Will baut eine persönliche Beziehung zu dem Pferd Reaper auf. Es bilden sich Grüppchen Gleichgesinnter. Ein Junge namens Silas führt eine Gruppe Jugendlicher an, die sich der Gewalt verschrieben haben und andere unterdrücken. Will und seine Gefährten hingegen vermeiden gewalttätige Auseinandersetzungen. Der Autor schildert eindrucksvoll, welche Umstände diese Jugendlichen Verbrechen haben begehen lassen, aufgrund derer sie sich nun in der Anstalt befinden. Durchweg handelt es sich um Verbrechen, bei denen der Leser geneigt ist, Verständnis für das Handeln aufzubringen, da es dem Schutz hilfloser Dritter diente. Die Krankenschwester Miss Little wird für Will und seine Freunde eine Art Zuhause - ein Zufluchtsort, wo sie müttlerliche Wärme und Geborgenheit finden.

Während eines Unwetters brechen Pferde aus. Einige Jugendliche und Aufseher werden ausgesandt, um die Pferde zurückzuholen. Diese Aktion entwickelt eine Eigendynamik. Silas beginnt, die Aufseher und anderen Jugendlichen systematisch auf brutale Art und Weise umzubringen. Letztlich obsiegen Will und einer seiner besten Freunde Mickey.

Beide verlassen die Anstalt und erst nach Jahren finden sie zueinander über einen Telefonkontakt, den Mickey herstellt. Mickey hat zu der Zeit persönliche Problem. Der Kontakt reißt erneut ab. Jahre später stellt Miss Little den Kontakt wieder her. Will und Mickey entschließen sich dazu, sich im Alter um Miss Little zu kümmern und gemeinsam eine Pferdefarm in Colorado aufzubauen.

Der Roman ist aus der Sicht Wills geschrieben und beginnt mit einem Rückblick. Will (nunmehr erwachsen) hofft mit den Erlebnissen fertig werden zu können, indem er seine Geschichte aufschreibt.

Ausgelöst wird der Wunsch, sich langgehüteten Ereignisse von der Seele zu schreiben durch einen Unfall, bei dem ein Pferd ums Leben kommt. Dieses Intro gefällt mir sehr gut. Der Mensch, der seinem Vater nach dem Leben trachtet, weint um ein unbekanntes sterbendes Tier. Dieser Mensch kann doch nicht schlecht sein...

Der Roman gefällt mir größtenteils recht gut. Er ist sehr eindrucksvoll und ehrlich geschrieben. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund. Ein wenig missfiel mir beim Lesen die Schwarz-Weiß-Malerei. Will, der Grundanständige und Silas, der Schuft. Ich hätte mir ein wenig mehr Schattierungen in den Charakteren der Hauptfiguren gewünscht.

Auch die teils wirklich drastische Ausdrucksweise sagte mir nicht wirklich zu. Weniger wäre in meinen Augen oft mehr gewesen. Nachdem ich das Buch vollständig gelesen habe, geht dieser Eindruck des Störenden im Gesamten unter.

Den Namen Will fand ich für den Protagonisten gut gewählt. Er bringt die Aktivität zum Ausdruck und die Stärke, sich zu behaupten, die der Will im Roman verkörpert.

Das Cover ist gut gewählt. Abgebildet ist  eine Landschaft, möglicherweise die Colorados, unter einem Gewitterhimmel. Die Schrift wirkt wie mit Wandfarbe und Pinsel geschrieben. Die Schrift erinnert ein wenig an Graffiti und unterstreicht den Eindruck eines von Jugendlichen erstellten Schriftzuges.

Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit hatte das Buch zu lesen.