Blut ist dicker als Wasser...

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bücherwürmchen09 Avatar

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Drei Schwestern, drei Leben, drei Lieben - und das Portrait eines Jahrhunderts.

Die Schwestern Katty, Gertrud und Paula treffen sich in der Gegenwart, um den 100. Geburtstag Gertruds zu feiern. Katty hat das Heft in der Hand. Gertrud führt ein strenges Regiment im Umgang mit den Schwestern und Paula ist die ewige Vermittlerin. Unter den Schwestern kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten aber eines ist sichern - Blut ist letztlich dicker als Wasser und wenn es hart auf hart kommt stehen die drei zusammen wie eine Mauer - so fest und unerschütterlich.

Anne Gesthuysen spielt mit der Vergangenheit und der Gegenwart. Beide Zeitstränge werden in unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt. Dieser Aufbau hat mir äußerst gut gefallen. In der Gegenwart werden Geschehnisse in der Vergangenheit eingedeutet und deren Auswirkungen geschildert. Die Auflösung findet sich auf den Folgeseiten im Erzählstrang der Vergangenheit.

Der leichte Erzählstil - auch in tragischen Situationen, das Zwinkern der Autorin, das zwischen den Zeilen zu spüren ist, wenn sie von ihren Tanten erzählt, wirkt sympathisch, allerdings auch ein wenig seicht und schlicht. Ich hätte mir an einigen Stellen mehr Struktur und mehr Klarheit gewünscht, beispielsweise eine Aussprache zwischen Gertrud und Heinrich Hegmann, eine stärkere Darstellung des Konflikts zwischen gelebter Politik und Scheidung. Katty hat mit ihrem Geschick und ihrer Diplomatie viele dieser heiklen Situationen elegant umschifft, mir wirkt diese Lösung zu glatt. Die Autorin meidet eine Konfrontation ihrer Charaktere, sie sind mir zu nachgiebig - das ist offensichtlich gewollt. Ich hätte mir gewünscht, dass die zeitlich getrennten Zeitstränge sich auch sprachlich unterscheiden würden, denn im Laufe der Zeit hat sich auch die Sprache wesentlich entwickelt. Diese Entwicklung wird hier völlig vernachlässigt.

Die Themen Homosexualität, Scheidung zur Zeit des Schuldprinzips und außereheliche Beziehungen, Standesdünkel waren sehr vielseitig und nicht wenig brisant. Allein hierdurch erhielt der Roman seine wesentliche Würze. Ohne diese Anekdoten würde das Gesamtkonzept einstürzen und das empfinde ich als schade.

Letztlich hat der Roman durch die Loyalität der Schwestern gewonnen. Die Message hat mir sehr gut gefallen. Während des Lesens war ich mir oft nicht sicher, wie der Roman zu bewerten ist, letztlich vergebe ich dann doch drei Sterne.