Drei großartige Damen

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botte05 Avatar

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Rezension: Anne Gesthuysen, Wir sind doch Schwestern, Roman, Kiepenheuer & Witsch, gebundene Ausgabe, 406 Seiten, Erscheinungstermin 08.11.2012

„Katty, Paula und Gertrud treffen sich zu Gertruds 100. Geburtstag. Sie wollen ihre Zukunft planen, doch vorher gilt es, die Vergangenheit zu klären. Gertrud hat noch gute Augen, aber hören kann und will sie nicht. Paula kann kaum noch sehen, hat aber immer ein offenes Ohr für ihre Schwestern. Und Katty, das Nesthäkchen, will auch mit 84 Jahren Feste feiern, wie sie fallen, so wie damals, als sie schon meisterhaft beherrschte, was man viel später erst PR nannte. Allen gemeinsam sind Eigensinn, Humor und eine angeborene Kreislaufschwäche, die mit exorbitant starkem Kaffee und gutem Schnaps bekämpft wird – so auch in diesen Tagen auf dem Tellemannshof, wo in jedem Winkel die Erinnerung lauert.“ (Zitat Klappentext)

Katty (84), Paula (98) und Gertrud (100) sind die verbliebenen drei Geschwister der Familie Franken. Die Autorin ist die Großnichte, welche die Ereignisse rund um die Feierlichkeiten des 100. Geburtstags von Getrud schildert und dabei Einblicke in die Vergangenheit der Schwestern gewährt. „Das meiste darin geht zurück auf das, was man sich – zum Teil hinter vorgehaltener Hand – in der Familie erzählte,…“ (Zitat Nachwort).

Die Handlung beginnt in der Gegenwart, kurz vor dem großen Geburtstagsfest. Aus diesem aktuellen Geschehen heraus wird der Leser mit den Schwestern und ihren Lebensläufen bekannt gemacht. Drei Lebenswege, welche drei Persönlichkeiten hervorgebracht haben, beeinflusst von bis zu zwei Weltkriegen, gefangen in damaligen Standesdünkeln und Konventionen, geformt von erfüllter, verborgener oder unerfüllter Liebe, eingefasst in familiär begründete Hierarchie, verwoben durch gemeinsame Erinnerungen, aber auch durch ausgefochtene, schwelende und verschwiegene Konflikte, die das Miteinander der Schwestern bis heute prägen.

Anne Gesthuysen ist es gelungen, auf Basis einer realen Familiengeschichte einen lesenswerten, unterhaltsamen Roman zu schreiben. Der Schreibstil ist angenehm zu verfolgen, die Sprünge in die Vergangenheit fügen sich harmonisch in die Erzählung ein. Die Erzählung ist für mich nicht weitschweifig, sondern „auf den Punkt gebracht“ und beinhaltet einen Spannungsbogen, der sich bis ins Finale erstreckt. Dieses Buch ist keine „trockene“ Auflistung der Ereignisse, sondern gespickt mit Anekdoten und Lokalkolorit. Zudem verzichtet die Autorin auf „schwülstige“ Gefühlsduseleien und bleibt auch in Liebesdingen angenehm sachlich. Ich durfte drei Damen kennenlernen, deren Lebensgeschichte ich sehr gerne verfolgt habe.

Bezüglich meiner Lieblingslektüre komme ich eher aus der Krimi- und Thriller-Ecke. Ungeachtet dessen, hat mich dieses Buch sofort „an die Hand genommen“. Ich habe es gerne und zügig „verschlungen“ und war zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Würde mich aktuell jemand nach einem guten Buch befragen, würde ich sofort „Wir sind doch Schwestern“ empfehlen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es nicht doch eher ein „Frauenbuch“ sein könnte…?

Schon von der Leseprobe war ich begeistert und das Buch hat alles erfüllt, was ich mir erhofft habe. „Ein liebevolles, charmantes und unwiderstehliches Buch.“ (Zitat Buchrücken) – dem habe ich nichts hinzuzufügen!