Drei Leben – ein Jahrhundert

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Ein denkwürdiges Ereignis steht bevor, der 100. Geburtstag von Gertrud. Zu diesem Anlass treffen sich die Jubilarin und ihre 98jährige Schwester Paula im Bauernhof von Katty, dem 84jährigen Nesthäkchen der Familie, um mit Freunden und Nachbarn den Ehrentag gebührend zu feiern. Auch wenn Paula nicht mehr gut sehen und Gertrud nicht mehr gut hören kann, zusammen mit Katty feiern sie immer noch gerne. Und in einem sind sie sich auch einig, viel starker Kaffee und täglich morgens um 11 Uhr ein Schnäpschen, das muss sein und verlängert das Leben. Dass ein solch langes Leben viele Erinnerungen birgt versteht sich von selbst, und so nehmen die drei betagten, aber immer noch rüstigen Schwestern dieses Zusammentreffen zum Anlass, ihre Leben im Rückblick zu betrachten. Dabei kommt einiges ans Licht, was bisher ‚unter den Teppich gekehrt‘ wurde …

Die Autorin Anne Gesthuysen wurde 1969 in Geldern geboren. Nach ihrem Journalistik-Studium an der Universität Dortmund war sie zunächst als Journalistin tätig, bevor sie von 2002 bis 2014 das ARD-Morgenmagazin moderierte, um sich danach ganz der Schriftstellerei zu widmen. Bereits 2012 veröffentlichte sie den Roman „Wir sind doch Schwestern“, zu dem sie vom Leben ihrer drei Großtanten, die alle über 80 Jahre alt wurden, inspiriert wurde. Danach veröffentlichte sie noch zwei weitere Romane. Gesthuysen ist mit Frank Plasberg verheiratet und Mutter eines Sohnes.

Der Roman lebt hauptsächlich von Rückblenden und Erinnerungen der Schwestern, die Gegenwart und der 100. Geburtstag spielt dabei nur eine Nebenrolle. Ein ganzes Jahrhundert mit zwei Weltkriegen, Zerstörung und Wiederaufbau, Inflation und Wirtschaftswunder lassen Gertrud, Paula und Katty Revue passieren, erzählen von Familienereignissen und lernen auch Adenauer und Lübke kennen. Unerfüllte Liebe, geplatzte Verlobung, ein Ehemann auf Abwegen und ein Scheidungsprozess, bei dem viel schmutzige Wäsche gewaschen wurde, beschäftigen die drei Damen, die bisher das eine oder andere Geheimnis für sich behielten - Familiengeschichten, die eng mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verwoben sind.

Anhand der Buchbeschreibung hatte ich etwas mehr erwartet. Der Schreibstil ist schlicht und einfach, lässt sich aber gut lesen und wird viel von wörtlicher Rede bestimmt. Die Geschichte selbst empfand ich eher banal, Erlebnisse wie sie viele betagte Menschen wohl ähnlich erfahren haben. Es werden sehr viele Charaktere vorgestellt, ohne jedoch in die Tiefe zu gehen – alltägliche Verrichtungen hingegen werden in aller Ausführlichkeit beschrieben. Das Geschehen zieht sich sehr in die Länge und wiederholt sich gelegentlich, unterbrochen von einigen wirklich interessanten Höhepunkten. Humor ist nur sehr sparsam vorhanden.

Fazit: Keine große Literatur, jedoch ganz nett zu lesen.