In ihrem Roman “Wir sind doch Schwestern” erzählt Anne Gesthuysen das Leben ihrer drei sehr bewunderten Großtanten Gertrud, Paula und Katty vor dem Hintergrund von einem Jahrhundert deutscher Geschichte. Der Roman erstreckt sich vom Ende des Kaiserreichs über zwei Weltkriege, die Nachkriegszeit bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.
Die drei Schwestern treffen sich aus Anlass des 100. Geburtstags von Gertrud auf dem Tellemannshof, wo Nesthäkchen Katty, 84 für ihre große Schwester ein Fest organisiert, zu dem das ganze Dorf eingeladen ist. Bei dieser Gelegenheit wollen sie auch die Zukunft planen, denn Gertrud wird nicht mehr lange allein zurechtkommen.Bevor sie über die Zukunft sprechen können, müssen sie allerdings die Vergangenheit aufarbeiten. Da gibt es Geheimnisse und ungelöste Konflikte aus 80 Jahren. Gertrud hegt einen tiefen Groll gegen Heinrich Hegmann, den vor 25 Jahren verstorbenen Besitzer des Tellemannhofes. Für Katty war er die unerreichbare Liebe ihres Lebens, aber Gertrud hat ihm nie verziehen, dass er 80 Jahre zuvor ihr Lebensglück zerstört hat. Bei diesem Treffen wird über die alten Geschichten geredet und gestritten. Auch Paula, 98 enthüllt ein Geheimnis. Sie war mit Alfred verheiratet, der sich erst spät zu seiner Homosexualität bekannte. Damals galt noch der Paragraph 175, und Homosexuelle wurden strafrechtlich verfolgt. Paula gesteht ihren Schwestern, dass sie bis zu seinem Tod Kontakt zu Alfred hatte, was in der Familie niemand verstanden hätte.
Das Buch enthält eine Fülle von Anekdoten aus der Familien- und Zeitgeschichte und lässt vor allem die Kriegsjahre und die Zeit des Wiederaufbaus lebendig werden. Die niederrheinische Provinz - nicht oft thematisiert im Roman - rückt ins Blickfeld. Die bäuerliche Bevölkerung wird porträtiert als erzkonservativ, fromm und ziemlich prüde. Eine Scheidung war ein gesellschaftlicher Makel. Geschieden wurde zu jener Zeit noch nach dem Schuldprinzip, wobei öffentlich viel schmutzige Wäsche gewaschen wurde, was die in Hegmanns Scheidungsprozess verwickelte Katty zu ihrem Leidwesen erfahren musste. Ein ambitionierter Politiker wie Heinrich Hegmann heiratete standesgemäß, ging eine aus Kalkül arrangierte Ehe ein. Eine Heirat mit seiner mittellosen Hauswirtschafterin Katty Falken wäre das Ende seiner vielversprechenden Karriere in der CDU gewesen.
Anne Gesthuysen ist ein sehr lesenswerter Roman gelungen, das detailreiche Porträt einer Zeit und einer Region. Mir hat das Buch gut gefallen.
Die drei Schwestern treffen sich aus Anlass des 100. Geburtstags von Gertrud auf dem Tellemannshof, wo Nesthäkchen Katty, 84 für ihre große Schwester ein Fest organisiert, zu dem das ganze Dorf eingeladen ist. Bei dieser Gelegenheit wollen sie auch die Zukunft planen, denn Gertrud wird nicht mehr lange allein zurechtkommen.Bevor sie über die Zukunft sprechen können, müssen sie allerdings die Vergangenheit aufarbeiten. Da gibt es Geheimnisse und ungelöste Konflikte aus 80 Jahren. Gertrud hegt einen tiefen Groll gegen Heinrich Hegmann, den vor 25 Jahren verstorbenen Besitzer des Tellemannhofes. Für Katty war er die unerreichbare Liebe ihres Lebens, aber Gertrud hat ihm nie verziehen, dass er 80 Jahre zuvor ihr Lebensglück zerstört hat. Bei diesem Treffen wird über die alten Geschichten geredet und gestritten. Auch Paula, 98 enthüllt ein Geheimnis. Sie war mit Alfred verheiratet, der sich erst spät zu seiner Homosexualität bekannte. Damals galt noch der Paragraph 175, und Homosexuelle wurden strafrechtlich verfolgt. Paula gesteht ihren Schwestern, dass sie bis zu seinem Tod Kontakt zu Alfred hatte, was in der Familie niemand verstanden hätte.
Das Buch enthält eine Fülle von Anekdoten aus der Familien- und Zeitgeschichte und lässt vor allem die Kriegsjahre und die Zeit des Wiederaufbaus lebendig werden. Die niederrheinische Provinz - nicht oft thematisiert im Roman - rückt ins Blickfeld. Die bäuerliche Bevölkerung wird porträtiert als erzkonservativ, fromm und ziemlich prüde. Eine Scheidung war ein gesellschaftlicher Makel. Geschieden wurde zu jener Zeit noch nach dem Schuldprinzip, wobei öffentlich viel schmutzige Wäsche gewaschen wurde, was die in Hegmanns Scheidungsprozess verwickelte Katty zu ihrem Leidwesen erfahren musste. Ein ambitionierter Politiker wie Heinrich Hegmann heiratete standesgemäß, ging eine aus Kalkül arrangierte Ehe ein. Eine Heirat mit seiner mittellosen Hauswirtschafterin Katty Falken wäre das Ende seiner vielversprechenden Karriere in der CDU gewesen.
Anne Gesthuysen ist ein sehr lesenswerter Roman gelungen, das detailreiche Porträt einer Zeit und einer Region. Mir hat das Buch gut gefallen.